Update Defense-Trend: Top-Stocks, die man nach der Attacke auf die Krim-Brücke im Blick haben sollte!

12.10.2022
um 09:22 Uhr

Liebe Leser,

vor wenigen Tagen gab es eine massive Explosion auf der Krim-Brücke, die die Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet. Das Ziel war wohl die Zerstörung dieser wichtigen Verbindungslinie, um somit russische Streitkräfte sowohl in der Krim-Region als auch im Süden der Ukraine von der Versorgung abzuschneiden. Das Ziel wurde nur teilweise erreicht. Die Krim-Brücke wurde zwar ernsthaft beschädigt, bleibt jedoch weiterhin (mit Einschränkungen) insgesamt intakt. Der Angriff hat allerdings eine massive politische Reaktion seitens der RF-Regierung hervorgerufen, was in eine neue militärische Eskalation mündete.

Gestern und heute beobachten wir, wie die ukrainische Energie- und Militär-Infrastruktur Schritt für Schritt durch russische Raketen- und Drohnen-Angriffe systematisch zerstört wird. Was wir noch sehen, ist die Tatsache, dass die vorhandenen Luftabwehrsystemen der Ukrainer komplett überlastet sind und ganz einfach nicht ausreichen, um einen effektiven Schutz zu bieten. Die westliche Politik verspricht erneut ihre Unterstützung und reale Waffenlieferungen, die schon relativ bald in die Region eintreffen sollten. Und obwohl diese Nachrichten sehr traurig sind, bedeuten sie ein sehr gutes mittelfristiges Geschäft für Defense-Konzerne.

Kombiniert mit der Tatsache, dass Aktien einiger Top-Defense-Konzerne zuletzt signifikant korrigiert haben und der Wahrscheinlichkeit, dass der Ukraine-Konflikt weiter eskalieren wird und gleich mehrere Jahre andauern könnte, ergibt dies für Trader und Investoren eine sehr plausible Re-Entry-These, zumal einige Stocks nun auf dem Niveau von Anfang 2022 notieren. Zuversichtlich stimmt in dieser Hinsicht auch die Meldung seitens der USA, wobei der US-amerikanische Präsident Biden dem ukrainischen Kollegen Zelensky weitere Unterstützung und explizit moderne Luftabwehrsysteme versprochen hat.

Zudem kommt die Tatsache, dass sowohl die EU als auch USA und GB in den kommenden Monaten ihre militärische Hilfe der Ukraine hochfahren werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Waffen- und Munitions-Reserven der NATO-Staaten bald erschöpft sein werden, wenn sie selbst in den kommenden Monaten kein Nachschub bekommen. Kombiniert mit der Tatsache, dass die meisten Waffensysteme der NATO-Staaten aus den USA kommen werden, ergibt dies gerade für US-Defense-Konzerne eine sehr plausible mittelfristige Wachstumsperspektive. Und so gelangen wir auch schon zu der heutigen Übersicht, wie man die aufgestellte Defense-These erfolgreich spielen könnte.



https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/DE0007030009/LS/rheinmetall-ag/aktien-67274-416396-67288-14812623-1156431-62441-9476536-416677-67576-67299-2361893-11935695-20583

Den Anfang macht heute die Aktie des größten Defense-Konzerns der Welt - Lockheed Martin (LMT), der bspw. die mittlerweile berühmten Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesysteme auf Lastwagenfahrgestell namens M142 HIMARS (High Mobility Artillery Rocket Systems) produziert. Der Konzern Mitte Juli 2022 schwächer als erwartete Ergebnisse für Q2 2022. Der unternehmensweite Nettoumsatz sank um 9,3 % von 17,13 Mio. USD auf 15,45 Mio. USD (Konsens: 16 Mrd. USD), wobei das EPS von 6,32 USD leicht über den erwarteten 6,29 USD ausfiel. Das 2. Quartal wurde insgesamt durch niedrigere Umsätze in allen Segmenten, höhere Pensionsaufwendungen, Investitionsverluste, abgegrenzte Vergütungen und Fremdfinanzierungskosten beeinflusst.

Der Auftragsbestand von Lockheed Martin beläuft sich jedoch auf etwa 134,64 Mrd. USD, wobei man Anstiege sowohl in der Sparte rund um Raketen und Feuerleitsysteme als auch Weltraum sowie bei den Missionssystemen verzeichnet hat. Lediglich die Sparte rund um Luftfahrt verzeichnete einen Rückgang. Sonst blieb man mit 134,64 Mrd. USD nur knapp unter dem Vorjahreswert von 135,355 Mrd. USD und dies ist wohl eine temporäre Verzögerung, bis LMT neue Militär-Aufträge gebucht bekommt.



Die Nummer zwei ist heute die Aktie von Northrop Grumman (NOC), die im Vergleich zu LMT bereits einen neuen Allzeithoch markiert hat und dies ist kein Zufall. Der Konzern ist am Umsatz gemessen einer der fünf größten US-amerikanischen Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungsunternehmen. Das Unternehmen hat im Wesentlichen vier Geschäftsfelder: Aeronautics Systems (Flugzeuge und UAVs), Mission Systems (Radare, Sensoren und Systeme für Überwachung und Zielen), Defense Systems (Aufrechterhaltung und Modernisierung, gerichtete Energie, taktische Waffen) und Space Systems (Raketenabwehr, Weltraumsysteme, Hyperschall und Weltraumträgerraketen). Wie man also sehen kann, verfügt NOC über sehr spezifisches Knowhow in allen wichtigen Bereichen der modernen Kriegsführung, sowohl im Sinne der Verteidigung als auch des Präventiv-Angriffs (Hyperschall und Weltraumträgerraketen).

Außerdem stellt Northrop Grumman solch wichtige Kriegsgeräte wie die B-2 Spirit Tarnkappenbomber, Überwachungs- und Aufklärungsflugzeuge wie E-2D, E-8C, Drohnen: RQ-4 Global Hawk, MQ-4C Triton und MQ-8B/C Fire Scout etc. Und obwohl Q2-Zahlen insgesamt schwach ausfielen, gewann der Konzern im zweiten Quartal Verträge in Höhe von 13 Mrd. USD, darunter 3,5 Mrd. USD für die Kampfjetzt des Typs F-35, 2,1 Mrd. USD für Amazons Satelliten-Project Kuiper und 500 Mio. USD für Triton-Drohne. Der Auftragsbestand lag somit bei netten 80 Mrd. USD.




Die Nummer drei ist L3Harris (LHX) - der Konzern ist das Produkt einer Fusion aus 2019 zwischen L3 und Harris. Die gemeinsame Expertise des Konzerns L3Harris bündelt nun solch zukunftswichtige Bereiche wie Kommunikationstechnik und Radaranlagen im Bereich Militärtechnik (Harris) und sichere Kommunikationssysteme sowie Instrumente für Avionik Navigation, Luft- und Raumfahrt (L3). Und damit gilt man schon jetzt als einer der größten Zulieferer der Verteidigungsbranche aber auch der kommerziellen Luftfahrt mit einem hochspannenden Space-Touch.
Zur Produktpalette gehören unterschiedliche Lösungen für den Befehls-, Steuerungs-, Kommunikations-, Computer-, Geheimdienst-, Überwachungs- und Aufklärungsmarkt (sog. C4ISR). Und so macht der Konzern-Bereich Integrated Mission Systems rund 30 % des Umsatzes aus, Weitere 23 % der Konzern Umsätze entfallen auf Communication Systems, Space and Airborne Systems bringen noch 25 % des Umsatzes ein und die restlichen 23 % werden im Segment Aviation Systems erwirtschaftet. Die wichtigsten und zugleich die größten Kunden sind hier die Regierung der Vereinigten Staaten und andere Defense-Konzerne. Und genau deswegen wäre hier eine demnächst bessere Auftragslage zu erwarten.



Sollte der Ukraine-Konflikt im Sinne einer Bodenoffensive ggf. auch der NATO-Streitkräfte eskalieren, so wäre der Blick auch Richtung des Konzerns General Dynamics (GD) berechtigt. Das Unternehmen hat vier große Geschäftsbereiche. Aerospace-Sparte produziert den High-End-Privatjet der Gulf Stream Klasse. Combat Systems Segment stellt Kampffahrzeuge, wie den Abrams-Kampfpanzer her. Das Luft- und Raumfahrtsegment des Unternehmens konzentriert sich auf Business Jets und Dienstleistungen, während der Rest des Unternehmens auf weitere Verteidigungsprodukte ausgerichtet ist. General Dynamics meldete am Ende Juli 2022 solide Ergebnisse des zweiten Quartals 2022. Der unternehmensweite Auftragsbestand liegt bei 87,6 Mrd. USD. Dabei gewann der Konzern mehrere Aufträge für Marine Systems, Combat Systems und Technologie-Lösungen. Und so hat man sowohl die Gewinn- als auch die Umsatzprognose für FY22 leicht erhöht.




Schließlich ist es heute die Aktie der Gesellschaft Huntington Ingalls Industries (HII) - die bis 2011 eine Devision von Northrop Grumman war. Heute baut das Unternehmen vor allem nukleare und nicht-nukleare Schiffe für die U.S. Navy. Im Groben hat man drei Segmente: Newport News Shipbuilding (nuklear angetriebene Flugzeugträger und U-Boote), Ingalls Shipbuilding (Überwasserkampfschiffe, amphibische Angriffsschiffe und Kutter der Küstenwache) und Technical Solutions (Flottenwartung und -modernisierung, IT-Support, Nuklearmanagement und -betrieb sowie unbemannte Systeme).




Zu diesem Zeitpunkt favorisieren wir großkapitalisierte Konzerne, wie Lockheed Martin, Northrop Grumman und perspektivisch (UA-Konflikt-Abhängig) General Dynamics, die vor dem Hintergrund einer langfristigen Investment-Strategie einen sehr vorteilhaften Mix aus einer stabilen Performance, einer stabilen Dividende, einer günstigen Bewertung, einer intakten Wachstumsstory im Defense-Bereich, sowie über eine Zusatzstory, wie bspw. die Business-Jet-Sparte von General Dynamics und Militarisierung des Weltraums bei Lockheed Martin anbieten.

Sollte man sich jedoch etwas mehr Spekulation wünschen, so lohnt sich hier der Blick (gerade in 2022/23) Richtung Rheinmetal, Hensold, BAE-Systems, aber auch Raytheon und Co., die wir in der vorherigen Ausgabe explizit angesprochen haben. Sonst lässt sich zu diesem Zeitpunkt feststellen, dass der Ukraine-Konflikt sich immer mehr in die länge zieht, was perspektivisch in eine deutlich bessere Auftragslage der westlichen Defense-Konzerne münden dürfte.