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APA ots news: WIFO: Wirtschaftliche Erholung verliert an Schwung

30.06.2022
um 10:05 Uhr

Prognose für 2022 und 2023

Wien (APA-ots) - Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich seit der
letzten WIFO-Prognose weltweit eingetrübt. Dies hat auch Folgen für
die erwartete Erholung in Österreich. Vorlaufindikatoren deuten auf
eine Konjunkturabschwächung hin, die 2022 vorwiegend die Industrie
betrifft. Dagegen wird der Tourismus 2022 überproportional zum
Wirtschaftswachstum beitragen. Nach +4,8% im Vorjahr erwartet das
WIFO für 2022 und 2023 ein reales BIP-Wachstum von 4,3% bzw. 1,6%.

"Während im Vorjahr die schwungvolle Industriekonjunktur die
gesamtwirtschaftliche Expansion prägte, werden 2022 die
Marktdienstleistungen überproportional zum Wachstum beitragen, vor
allem aufgrund der Wiederbelebung des Tourismus", so Christian
Glocker, einer der Autoren der aktuellen WIFO-Prognose.

Der Aufschwung der Weltwirtschaft wird in beiden Prognosejahren
durch mehrere Faktoren gedämpft. Dazu zählen die Nachwirkungen der
COVID-19-Krise, der Ukraine-Krieg, der fortgesetzte Preisauftrieb,
anhaltende Unterbrechungen der Lieferketten und die Straffung der
Geldpolitik durch die Zentralbanken. Jeder dieser Faktoren könnte
bereits für sich genommen die globale Expansion beeinträchtigen. Im
aktuellen Umfeld treten sie jedoch gemeinsam in Erscheinung.
Infolgedessen wird sich das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsamen.

Diese Entwicklung wirkt über den Außenhandel in zweifacher Weise
auf die österreichische Volkswirtschaft ein. Einerseits dämpft die
Abschwächung der Weltkonjunktur den Ausblick für die heimischen
Güterexporte und damit für die Industrie. Andererseits stellen die
markant gestiegenen Weltmarktpreise für Rohstoffe und
Intermediärgüter einen negativen Terms-of-Trade-Schock dar, welcher
den inländischen Preisauftrieb prägt und die realen
Haushaltseinkommen belastet. Dem steht jedoch eine äußerst kräftige
Erholung des Tourismus gegenüber, die mit hohen Zuwächsen im
Dienstleistungsexport und damit in der Wertschöpfung der
Marktdienstleistungen einhergeht.

Vor diesem Hintergrund dürfte die österreichische Volkswirtschaft
2022 um 4,3% expandieren und damit schwächer wachsen als im Vorjahr.
Aufgrund der sektoralen Wachstumsverlagerung - Abschwächung in der
Industrie, kräftige Expansion der Marktdienstleistungen - kann sich
Österreichs Wirtschaft 2022 noch weitgehend der Abkühlung der
globalen Industriekonjunktur entziehen. 2023 dürfte die
gesamtwirtschaftliche Dynamik hingegen stärker abebben (+1,6%).

Die günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wird in beiden
Prognosejahren anhalten. Für 2022 wird ein Anstieg der unselbständig
aktiven Beschäftigung um 3,0%, für 2023 um 0,9% erwartet. Aufgrund
der lebhaften Arbeitskräftenachfrage ist die Arbeitslosigkeit seit
März 2021 im Vorjahresvergleich rückläufig. Dieser Trend wird sich im
Prognosezeitraum fortsetzen. Die Arbeitslosenquote wird 2022 auf 6,3%
sinken und 2023 stagnieren (2021: 8,0%).

Die erwartete Abflachung des Wirtschaftswachstums dürfte sich erst
2023 dämpfend auf den Preisauftrieb auswirken. 2022 wird die
Inflationsrate laut Harmonisiertem Verbraucherpreisindex (HVPI)
zunächst auf 7,9% ansteigen (2021: 2,8%). Ausschlaggebend dafür ist
vor allem die Weitergabe der hohen Preise für Rohstoffe, Agrar- und
Intermediärgüter an die Verbraucherinnen und Verbraucher. 2023 wird
sich die Teuerung auf 5,3% abschwächen. Damit liegt sie jedoch
weiterhin deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.

Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose - auf der [WIFO-Website]
(https://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/69696)

Abbildung 1: Wachstumsbeitrag der Wirtschaftsbereiche zur
Bruttowertschöpfung, real - auf der [WIFO-Website]
(https://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/69696)

Die im Zuge der Pressekonferenz von WIFO-Direktor Gabriel
Felbermayr vorgestellten Präsentationsunterlagen stehen Ihnen [hier]
(https://cumulus.wsr.ac.at/index.php/s/mKNZt2nyrc4JsG4) zur
Verfügung.

Zu den Definitionen siehe ["Methodische Hinweise und Kurzglossar"]
(https://www.ots.at/redirect/wifo25)

Rückfragehinweis:
Rückfragen bitte am Donnerstag, dem 30. Juni 2022, von 14 bis 16 Uhr, an
Mag. Dr. Christian Glocker, MSc, Tel. (1) 798 26 01/467, christian.glocker@wifo.ac.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/235/aom

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