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Kreml: Schröder lotete Chancen für Nord Stream 2 aus

03.08.2022
um 14:46 Uhr

MOSKAU (dpa-AFX) - Altkanzler Gerhard Schröder hat bei seiner jüngsten Moskau-Reise mit Russlands Präsident Wladimir Putin nach Angaben des Kremls auch über die angespannte Energiesituation in Europa gesprochen. "Schröder war tatsächlich kürzlich in Moskau. Er hatte ein persönliches Treffen mit Präsident Putin", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Der SPD-Politiker hatte zuvor schon selbst in einem Interview von dem Treffen in der vergangenen Woche berichtet.

Schröder sei "wie alle denkenden und verstehenden Menschen und Spezialisten in Europa sehr, sehr besorgt über (...) die Energiekrise, die in Europa entflammt ist", sagte Peskow. Der 78-Jährige habe Putin gebeten, die Situation aus russischer Sicht zu erklären. Der Kremlchef habe jegliche Schuld zurückgewiesen.

Auch habe Schröder wissen wollen, ob es möglich wäre, die Gas-Pipeline Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen, hieß es aus dem Kreml. Putin habe geantwortet, dass das technologisch möglich sei, bis Jahresende aber maximal noch 27,5 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Ostsee-Röhren nach Europa gepumpt werden könnten. Angesichts von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine schließt die Bundesregierung eine Nutzung von Nord Stream 2 aus. Schröder ist Präsident des Verwaltungsrats für die Pipeline.

Auf die Frage von Journalisten, ob Schröder in dem bereits seit mehr als fünf Monaten andauernden Krieg als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine im Gespräch sei, sagte Peskow: "Schröder hat keinerlei Wunsch geäußert, Vermittler zu werden." Russland sei durchaus bereit zu einer diplomatischen Beilegung des "Problems" - allerdings nur zu russischen Bedingungen.

Schröder hatte in einem Interview des Magazins "Stern" und des Senders "RTL/ntv" über seine Reise nach Moskau berichtet. Er erklärte in dem Gespräch unter anderem, keinen Anlass für eine Distanzierung von Putin zu sehen. Der Ex-Kanzler steht wegen seiner Nähe zu dem russischen Präsidenten seit langem in der Kritik./haw/DP/ngu

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