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OTS: Hochschule für Finanzwirtschaft & Management / Bankenaufsicht ...

06.10.2022
um 11:45 Uhr

Bankenaufsicht priorisiert IT-Sicherheit neben Nachhaltigkeit
weiterhin hoch / 8. Symposium 'Bankenaufsicht' der Hochschule für
Finanzwirtschaft & Management (HFM) mit viel Fachpublikum (FOTO)
Bonn (ots) - Die Herausforderungen für Kreditinstitute und ihre Kundinnen und
Kunden haben in diesem Jahr noch einmal zugenommen. Nachdem die deutsche
Wirtschaft die Corona-Pandemie auch dank staatlicher Hilfen und Sonderregelungen
relativ gut bewältigt zu haben scheint, führen nunmehr Ukraine-Krieg, gestörte
Lieferketten, Inflation sowie der Anstieg von Energiepreisen und Zinsen zu hohen
Belastungen. Zur 'Lagebesprechung' vor diesem Hintergrund trafen auf dem 8.
Symposium Bankenaufsicht der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM)
knapp 60 Fach- und Führungskräfte von Banken und Sparkassen auf hochkarätige
Referentinnen und Referenten der Aufsicht und Finanzwissenschaft.

Was jetzt auf die Bankenwelt zukommt, skizzierte Prof. Dr. Anne Böhm-Dries,
Inhaberin der Professur für Banksteuerung an der HFM: "Aufgrund der Eintrübung
der wirtschaftlichen Entwicklung und der gestiegenen Preise könnten die
Kreditausfälle bei Firmen- und Privatkunden steigen. Der Zinsanstieg dürfte zwar
mittelfristig das Zinsergebnis stabilisieren bzw. verbessern, könnte sich
kurzfristig allerdings bei einigen Kreditinstituten ergebnismindernd auswirken."
Die Bankenaufseher haben in dieser Situation eine wichtige Rolle und beobachten
die Entwicklungen genau, um rechtzeitig und flexibel zu reagieren.

LSI-Stresstest: BaFin und Deutsche Bundesbank sehen kompensierende
Ertragschancen

Auch wenn im aktuellen LSI-Stresstest die neuen negativen Entwicklungen per
Konstruktion nicht berücksichtigt wurden, kann aus den jüngst veröffentlichten
Ergebnissen abgelesen werden, dass die deutschen Institute überwiegend mit einer
guten Kapitalausstattung in den erwarteten wirtschaftlichen Abschwung gehen.
Dies trifft nach Analysen der Europäischen Zentralbank (EZB) auch auf die
großen, systemrelevanten Institute (SI) zu, für die sie die direkte
Beaufsichtigung ausübt.

Der LSI-Stresstest zeigt, dass sich der unterstellte und mittlerweile teils
realisierte Zinsanstieg kurzfristig belastend auf die Institute auswirkt, aber
mittelfristig zu mehr Rentabilität führen wird. Diese Ertragschancen können
Risiken aus dem schwierigen makroökonomischen Umfeld, wie Energiepreise und
Lieferkettenengpässe, ausgleichen.

Aufgrund der guten Kapitalausstattung erwarten BaFin und Deutsche Bundesbank
aktuell keine Kreditklemme. Daher soll auch an der Einführung des antizyklischen
Kapitalpuffers und des systemischen Kapitalpuffers für Wohnimmobilienkredite im
nächsten Jahr festgehalten werden.

IT-Sicherheit hat weiterhin hohe Priorität bei der Aufsicht

Mit der zunehmenden Digitalisierung der Geschäftsabläufe wird die IT-Sicherheit
und damit die Reduzierung von IT-Risiken immer wichtiger. "Kreditinstitute
sollten sich darauf einstellen, dass verstärkt diejenigen
Digitalisierungsstrategien im Fokus der Aufsichtsbehörden bei der
Geschäftsmodellanalyse liegen, welche zu einer besseren Kosteneffizienz und
Profitabilität führen," erklärt Böhm-Dries.

Überdies sind das Informationssicherheits-Management wie auch das
Informationsrisiko-Management derzeit Prüfungsschwerpunkte bei den IT-Prüfungen
von BaFin und Deutscher Bundesbank. Insbesondere die nach der BAIT
einzurichtende Stelle des oder der Informationssicherheitsbeauftragten (ISB)
spielt eine herausragende Rolle zur Einhaltung der Informationssicherheit.
Dieser Position sollte daher ausreichend Personal und eine tragende Bedeutung
zugewiesen werden. Die Auslagerung dieser Funktion ist unter bestimmten
Voraussetzungen nur für sehr kleine Institute möglich.

"Um sich dahingehend zu rüsten und ohnehin IT-mäßig sicher aufzustellen ist u.a.
geschultes Fachpersonal im eigenen Haus essenziell für den Fortbestand der
'sicheren Bank'. Insbesondere die Expertise des oder der
Informationssicherheitsbeauftragten (ISB) ist wesentlich und er oder sie sollte
recht weit oben in den Organisationsstrukturen angesiedelt sein", resümiert
Prof. Dr. Anja Schulz, Inhaberin der Professur für Bankenregulierung an der HFM.

Mit dem geplanten Digital Operational Resilience Act (DORA) sind auf
europäischer Ebene Neuregelungen in der Pipeline. Da er u.a. im Vergleich zur
BAIT konkretere Vorgaben enthält, werden derzeit bestehende Ermessensspielräume
von Instituten und Aufsehern reduziert. Diese EU-Verordnung soll im 1. Quartal
2023 im Europäischen Gesetzblatt veröffentlicht werden und zwei Jahre später in
Kraft treten.

Aktuelles aus der 7. MaRisk-Novelle

Neben der Umsetzung der EBA-Leitlinie für die Kreditvergabe und Überwachung soll
in der veröffentlichten 7. MaRisk-Novelle dem in den letzten Jahren wachsenden
Immobilien(eigen)geschäft der Institute ein Regelungsrahmen gegeben werden.
Hierbei überträgt die BaFin überwiegend Vorgaben, die bereits für Kredite
gelten, in das neue, für Immobiliengeschäfte anzuwendende Modul BTO 3.

Weiterhin enthält die MaRisk erstmals explizite Vorgaben zur Behandlung von
Nachhaltigkeitsrisiken in Deutschland. "Institute sollten ihre Anstrengungen zur
Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement sowie zu deren
Quantifizierung entsprechend verstärken", rät Schulz abschließend den
Verantwortlichen in den Finanzinstituten.

Rückblick: Vorträge und Referierende des Symposiums 'Bankenaufsicht' vom
29.09.2022 finden Sie unter http://www.s-hochschule.de/symposium-bankenaufsicht

Das Symposium 'Bankenaufsicht' findet einmal im Jahr statt. Die nächste Ausgabe
ist im Herbst 2023 geplant.

Die Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM) ist eine private,
staatlich anerkannte Hochschule mit Sitz in Bonn und versteht sich als
Kompetenzzentrum für den Führungskräftenachwuchs der Finanzwirtschaft. Alle
ausbildungs- und berufsbegleitenden Studiengänge führen das Qualitätssiegel des
Akkreditierungsrates. Der enge Austausch mit Finanzdienstleitungsunternehmen
gewährleistet eine zukunftsfähige Fach- und Führungskräftequalifizierung durch
die Bachelor- und Master-Studiengänge aber vor allem auch durch vielfältige
wissenschaftliche Weiterbildungsangebote. Somit versteht sich die HFM als Ort
des lebenslangen Lernens für Finanzdienstleister. http://www.s-hochschule.de

Pressekontakt:

Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM)
Anita Pützer, Public Relations Managerin, 0228/204-9956 |
anita.puetzer@s-hochschule.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/160731/5338037
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