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Selenskyj fordert weiter Druck gegen Moskau und AKW-Rückgabe an Kiew

06.10.2022
um 23:32 Uhr

KIEW (dpa-AFX) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Westen dazu aufgefordert, den Druck auf Moskau hochzuhalten - auch um die Rückgabe des annektierten Atomkraftwerks Saporischschja zu erzwingen. "Ich danke allen für ihre Unterstützung, die für die Rückgabe der vollen ukrainischen Kontrolle über das Kraftwerk und dessen vollständige Entmilitarisierung kämpfen", sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner täglichen Videoansprache. Die 500 russischen Soldaten in der Nuklearanlage bezeichnete er als Katastrophenrisiko.

Kremlchef Wladimir Putin hatte am Mittwoch im Zuge der Annexion das AKW für Russland in Besitz genommen. Selenskyj nannte den Schritt "wertlos und dumm". Ein Kernkraftwerk sei kein Palast, den man stehlen könne, spielte er auf Enthüllungen zu Putins Luxuspalast am Schwarzen Meer an. Gleichzeitig bedankte sich Selenskyj beim Chef der Internationalen Atombehörde IAEA, Rafael Grossi. Dieser habe ihm versichert, dass die IAEA allein die Ukraine als Besitzer des AKW betrachte.

Auch von der EU forderte Selenskyj diplomatischen Druck, um die Rückgabe des AKW zu erreichen. Ansonsten sei die Ukraine nicht in der Lage, überflüssigen Strom zu produzieren und in die EU zu exportieren, warnte er. Das neue EU-Sanktionspaket lobte er als Schritt in die richtige Richtung. Zugleich drängte er darauf, dass Russland überhaupt keine Gewinne mehr aus dem Öl- und Gasverkauf ziehen dürfe.

Nur am Rande hingegen ging Selenskyj auf seinen Videoauftritt vor dem Lowy Institute in Sydney ein, der seinen Worten nach bei den Vertretern aus Politik und Wirtschaft in Australien auf Zustimmung gestoßen war. Äußerungen Selenskyjs bei seinem Vortrag dort hatte allerdings Wellen geschlagen: Er hatte in Richtung Nato gefordert, einen Einsatz von Atomwaffen durch Russland um jeden Preis zu verhindern, notfalls auch mit Präventivschlägen. Später erklärte Selenskyjs Sprecher, er sei falsch verstanden worden. Im Kreml riefen die Aussagen Selenskyjs scharfe Kritik hervor./bal/DP/he