dpa-AFX Compact

Bürgerinitiativen kritisieren 'Ostexpansion' von Brennelementefabrik

08.12.2022
um 15:30 Uhr

LINGEN/HANNOVER (dpa-AFX) - Anti-Atomkraft-Initiativen haben Pläne zu einer Produktionsausweitung der Lingener Brennelementefabrik für osteuropäische Kraftwerke kritisiert. Das Unternehmen ANF, das zum französischen Framatome-Konzern gehört, will dort künftig Brennstäbe für in Osteuropa betriebene Kernkraftwerke russischer Bauart produzieren. Aus dem Umweltministerium in Hannover hieß es, das geplante Projekt würde die Abhängigkeit der europäischen Atomindustrie von Russland drastisch verringern. Eine Anfrage an das Unternehmen blieb zunächst unbeantwortet.

Das Umweltministerium bestätigte als Genehmigungsbehörde Berichte über den Antrag von ANF. Er werde derzeit geprüft. Hergestellt werden sollen auch Brennelemente, die in den russischen Reaktortypen verwendet werden - damit sollen Kraftwerke in Osteuropa unabhängig von russischen Lieferungen werden. "Damit wird die Abhängigkeit dieser Reaktoren von Lieferungen von Brennelementen aus Russland gemindert", hieß es aus dem von Minister Christian Meyer (Grüne) geführten Ressort. Einen kompletten Stopp der Brennelementeproduktion in Deutschland könne nur der Bund regeln.

Niedersachsen drängt den Bund auch, Uranimporte aus Russland zur Brennelementefabrik nach Lingen zu stoppen. Geschäfte mit Russland sollten schnellstmöglich beendet werden. Wegen der hohen Abhängigkeit gerade osteuropäischer Atomkraftwerke von Russland gebe es derzeit aber keine Sanktionen der Europäischen Union bezüglich der Einfuhr von Kernbrennstoffen.

Die Atomkraftgegner kritisierten auch Verbindungen von Framatome zum russischen Unternehmen Rosatom und nach China. Framatome liefere an den staatlichen chinesischen Atomkonzern CGN Brennstäbe. "Die Reaktion des zuständigen Umweltministeriums in Hannover auf die Framatome-Pläne für Lingen ist gefährlich naiv, weil man offensichtlich nicht erkannt hat, wie stark der Einfluss Russlands und dann auch Chinas in dieser zentralen deutschen Atomfabrik wachsen wird", sagte Alexander Vent vom Lingener Antiatomkraftbündnis AgiEL. Es gehe um extrem sensible Atomtechnologie, die auch militärisch genutzt werden könne./eks/DP/stw