Reuters

Großbanken legen US-Aufsehern ihr Testament vor

07.07.2015
um 14:32 Uhr
Washington/Frankfurt (Reuters) - Internationale Großbanken sollen im Krisenfall nie wieder dem Steuerzahler zur Last fallen.Um dies zu verhindern, mussten zwölf Institute, darunter auch die Deutsche Bank, den US-Aufsehern nun detaillierte Pläne vorlegen, wie sie sich in einer Schieflage selbst abwickeln würden - sogenannte "Testamente". Ob die Regulierer die Pläne absegnen, ist derzeit noch offen. Denn die Banken mussten schon mehrmals nacharbeiten.Die Testamente wurden in der Nacht zum Dienstag auf der Internetseite der US-Einlagensicherungsbehörde FDIC veröffentlicht, allerdings nur Teile davon. Vertrauliche Daten, die etwa Zugänge zum IT-System beschreiben, bleiben in der verschlossenen Schublade. Die Pläne sind eine Reaktion auf die letzte große Finanzkrise 2008, als der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers die Weltwirtschaft erschütterte. Die Staaten wollen sich nicht mehr in Geiselhaft nehmen lassen, wenn sich Großbanken verspekulieren ("too big to fail"): Die Institute und ihre Investoren sollen die Kosten selbst tragen und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte begrenzen. Ähnliche "Testamente" müssen inzwischen auch in Europa ausgearbeitet werden - allerdings werden sie hier von den Aufsichtsbehörden weitgehend selbst entworfen.In den USA legten nun alle großen Namen ihre Pläne vor: Neben der US-Tochter der Deutschen Bank zählen dazu die Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS, die britische Barclays sowie große US-Häuser wie JPMorgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs. Mit am weitesten lehnte sich JP Morgan aus dem Fenster. "Unser Plan würde dazu führen, dass der Konzern in einem angemessenen Zeitfenster aufgelöst wird, ohne systemische Verwerfungen, ohne staatliche Unterstützung und ohne dem Steuerzahler Verluste zuzumuten", erklärte eine Sprecherin.Im Kern geht es bei den "Testamenten" darum, wie zuerst die Investoren - etwa durch neuartige Anleihen mit einer höheren Risikoprämie - zur Kasse gebeten und welche Geschäftsbereiche schnell verkauft und zu Geld gemacht werden können. Goldman Sachs und Morgan Stanley etwa würden sich nach eigener Darstellung als erstes von ihrer Vermögensverwaltung trennen.Bei der Deutschen Bank geht es in dem Abwicklungsplan nur um das US-Geschäft. Deshalb hielt sie sich zu den Plänen für eine mögliche Abwicklung des Gesamtkonzerns bedeckt. Deutschlands größtes Geldhaus deutete an, dass es die Struktur ihrer US-Geschäfte über eine Holding vereinfachen wolle. In Europa habe die Europäische Zentralbank (EZB) - der neue Aufseher über die Großbanken in der Euro-Zone - ohnehin einen strengen Blick auf die Kapitalausstattung.Abhängig von Risiko und Geschäftsmodell gibt die Zentralbank den Geldhäusern neuerdings individuelle Mindestkapitalquoten vor: Bei der Deutschen Bank müssen es nach derzeit geltenden Regeln mindestens zehn Prozent sein. Tatsächlich kommt sie auf rund 13 Prozent. Zum Vergleich: Von der italienischen UniCredit fordert die EZB 9,5 Prozent, bei der spanischen Santander Insidern zufolge rund neun Prozent und von den deutschen Landesbanken etwa sieben Prozent.

Banco Santander S.A.

WKN 858872 ISIN ES0113900J37

Barclays PLC

WKN 850403 ISIN GB0031348658

Citigroup Inc.

WKN A1H92V ISIN US1729674242

Credit Suisse Group AG

WKN 876800 ISIN CH0012138530

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008

JPMorgan Chase & Co.

WKN 850628 ISIN US46625H1005

Mediaset S.p.A.

WKN 901402 ISIN IT0001063210
Mediaset S.p.A. Chart
Mediaset S.p.A. Chart

Morgan Stanley Inc.

WKN 885836 ISIN US6174464486
Morgan Stanley Inc. Chart
Morgan Stanley Inc. Chart

The Goldman Sachs Group Inc.

WKN 920332 ISIN US38141G1040

UBS Group AG

WKN A12DFH ISIN CH0244767585