Düsseldorf (Reuters) - Bei den Übernahmeplänen des US-Geldautomatenherstellers Diebold für den deutschen Konkurrenten Wincor Nixdorf sind nun die Aktionäre am Zug.
Diebold unterbreitete den Wincor-Aktionären am Freitag das offizielle Übernahmeangebot, wie die Paderborner Firma mitteilte. Die Anteilseigner haben in einer ersten Frist bis zum 22. März Zeit, die Offerte anzunehmen. Sollte Diebold in die Verlängerung gehen, würde eine zweite Frist am 12. April enden.
Der US-Konzern bietet für jede der knapp 30 Millionen frei gehandelten Aktien 38,98 Euro in bar und 0,434 Diebold-Aktien. Auf Basis des Schlusskurses vom Donnerstag liegt das Angebot damit bei 49,64 Euro je Titel. Die Wincor-Aktie notierte am Freitag mit 46,33 leicht im Plus.
WINCOR BRINGT EIGENE AKTIEN EIN
Die Übernahme kommt allerdings nur zustande, wenn Diebold mit der Offerte an mehr als 67,6 Prozent der Wincor-Aktien kommt. Zusammen mit den knapp 3,3 Millionen eigenen Aktien im Bestand von Wincor, die die Paderborner weiterreichen wollen, kämen die Amerikaner dann auf eine Dreiviertel-Mehrheit. Inklusive Transaktionskosten würde Diebold laut Angebotsunterlagen für die Übernahme rund 1,3 Milliarden Euro zahlen.
Wincor und Diebold wollen einen Konzern mit 4,8 Milliarden Euro Jahresumsatz und rund 25.000 Beschäftigen schmieden, der zum US-Branchenprimus NCR aufschließt. Wincor Nixdorf ist vor allem in Europa stark, Diebold in Nordamerika. Rund eine Million Geldautomaten haben die Unternehmen aufgestellt. Die beiden Konzerne nahmen bereits im Frühjahr 2015 ihre Gespräche über einen Zusammenschluss auf, wie den Unterlagen zu entnehmen ist. Wincor hatte allerdings noch im Sommer Verhandlungen dementiert.
Die Branche befindet sich derzeit im Umbruch: Bargeld verliert in vielen Ländern an Bedeutung, neue Zahlungsmodelle sind bei Banken und Handel auf dem Vormarsch. Die Hersteller von Geldautomaten müssen sich daher nach neuen Erlösquellen umschauen. Auch Wincor leidet unter den Sparmaßnahmen der Banken und der Zurückhaltung der Händler bei Investitionen und hat seit der Finanzkrise nicht mehr richtig Tritt gefasst.
Vorstandschef Eckard Heidloff hatte dem Konzern daher im vergangenen Jahr eine Restrukturierung verordnet, die unter anderem den Umbau in ein Software- und IT-Service-Unternehmen vorsieht. Erste Erfolge konnte er bereits verbuchen. Umsatz und Ergebnis legten im ersten Quartal unerwartet stark zu. Dies stimmte ihn für das seit Oktober laufende Geschäftsjahr 2015/16 optimistischer. Er hob seine Jahresziele an und warb zudem bei den Aktionären um deren Zustimmung für das Zusammengehen mit Diebold: "Wir sind zusammen besser in der Lage, die Chancen zu erschließen, die jedes Unternehmen für sich genommen allein wesentlich schwieriger ergreifen könnte."