Reuters

Umbauen und zukaufen - Deutsche Börse bläst zum Angriff

18.02.2016
um 15:41 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der neue Vorstandschef Carsten Kengeter will das Tempo beim Umbau der Deutschen Börse hochhalten.

Ziel müsse es sein, in allen wesentlichen Geschäftsbereichen weltweit Nummer eins oder zwei zu werden, sagte der 48-Jährige am Donnerstag bei seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Chef von Deutschlands größtem Börsenbetreiber. Zukäufe alleine würden dabei aber nicht ausreichen. Auch der Konzern selbst müsse schneller und innovativer werden. "Wenn sich ein Unternehmen in einem dynamischen Markt bewegt, muss es auch versuchen, selbst dynamisch zu sein", betonte der langjährige Investmentbanker.

Kengeter hat das Frankfurter Unternehmen seit seinem Amtsantritt im Sommer 2015 bereits kräftig umgekrempelt. Für insgesamt 1,3 Milliarden Euro kaufte er zwei Index-Anbieter und die Devisenhandelsplattform 360T.[nL5N10824A] Zudem baute er die Vorstandsressorts um[nL8N13634W], damit die Derivate-Sparte Eurex und die Wertpapierverwahrtochter Clearstream besser zusammenarbeiten. Beide Geschäftsbereiche agierten bisher relativ unabhängig voneinander, obwohl sie häufig die gleichen Kunden haben, allen voran die großen Investmentbanken. "Wir schulden dem Markt den Beweis, dass unser integriertes Geschäftsmodell einen Mehrwert erwirtschaftet, der sich auch im Börsenwert widerspiegelt", sagte Kengeter

Auf Fragen nach weiteren Übernahmen reagierte Kengeter ausweichend. Das Unternehmen sei offen für kleinere Zukäufe und Gemeinschaftsfirmen. Da der Konzern sein Rating nicht gefährden wolle, sei er jedoch vor allem bestrebt, die Verschuldungsquote zu senken. Die Deutsche Börse könnte für größere Übernahmen zwar auch eine Kapitalerhöhung stemmen, das ist dem Unternehmen zufolge aber nicht geplant.

"WENN WIR UNS SEHR SEHR SEHR SEHR ANSTRENGEN"

Die Deutsche Börse ist am Kapitalmarkt derzeit rund 14 Milliarden Euro wert und damit die klare Nummer eins in Europa. US-Konkurrenten wie CME und ICE, die im Derivategeschäft führend sind, werden etwa doppelt so hoch bewertet. Die Frankfurter lägen im Derivatehandel derzeit auf dem dritten Platz, sagte Kengeter. "Wir könnten da auch mal die Nummer zwei werden, wenn wir uns sehr sehr sehr sehr anstrengen." Im Wertpapierverwahrgeschäft haben aus Sicht von Experten derzeit der US-Konzern DTCC und Euroclear die Nase vorne. Die Deutsche-Börse-Tochter Clearstream habe aber das Ziel, Euroclear zu überholen, betonte der zuständige Vorstand Jeffrey Tessler.

Im vergangenen Jahr profitierte die Deutsche Börse von den hohen Ausschlägen an den Märkten - ausgelöst unter anderem von der Griechenland-Krise, dem geringeren Wirtschaftswachstums in China und dem VW-Skandal. Die Erträge und der bereinigte Gewinn legten deutlich zu.[nL8N15W4YX] Die Dividende soll um sieben Prozent auf 2,25 Euro je Aktie steigen. Deutsche-Börse-Aktien gewannen rund fünf Prozent.

Auch die Aussichten für 2016 seien angesichts der weiter hohen Volatilität an den Märkten gut, erklärte Equinet-Analyst Philipp Häßler. Nach Einschätzung von Kengeter sind die heftigen Kursbewegungen auch auf die seit der Finanzkrise veränderte Marktstruktur zurückführen. "Wir müssen uns daran gewöhnen, dass solche Ausschläge vielleicht etwas normaler sind in der Zukunft und gar nicht so viel Ungesundheit beim unterliegenden Wert andeuten." Wegen neuer Kapitalvorschriften sind unter anderem Großbanken nicht mehr so aktiv am Aktienmarkt wie in der Vergangenheit.[nL8N12F2R6] Zudem herrsche an den Märkten derzeit große Unsicherheit über die makroökonomische Entwicklung, erklärte Deutsche-Börse-Vorstand Hauke Stars.

CME GROUP INC.

WKN A0MW32 ISIN US12572Q1058

Deutsche Börse AG

WKN 581005 ISIN DE0005810055

Intercontinental Exchange Inc

WKN A1W5H0 ISIN US45866F1049

London Stock Exchange Group PLC

WKN A0JEJF ISIN GB00B0SWJX34

The Goldman Sachs Group Inc.

WKN 920332 ISIN US38141G1040