Reuters

Henkel-Chef Rorsted bricht zum Abschied fast alle Rekorde

25.02.2016
um 13:41 Uhr

Düsseldorf (Reuters) - Der scheidende Chef Kasper Rorsted hinterlässt dem Konsumgüterkonzern Henkel ein Rekordergebnis und versüßt den Aktionären seinen Abschied mit einer deutlich höheren Dividende.

"Umsatz ist Rekord, Ebit ist Rekord, Ebit-Marge ist Rekord, Dividende ist Rekord", sagte der dänische Manager am Donnerstag in Düsseldorf. Hinter ein strategisches Ziel des Pritt- und Persil-Herstellers musste er aber ein dickes Fragezeichen setzen: Das 2012 ausgerufene und seither stets bekräftigte Ziel eines Umsatzes von 20 Milliarden Euro Ende des Jahres werde Henkel nur mit Hilfe von Zukäufen erreichen können, sagte Rorsted. 2015 lagen die Erlöse bei 18 Milliarden Euro.

"2015 war ein ausgezeichnetes Jahr für Henkel", fasste Rorsted zusammen: "Wir haben eine sehr starke Bilanz, wir haben keine Schulden." Daran sollen auch die Anteilseigner beteiligt werden: Für 2015 will der Konzern die Ausschüttung in die Höhe schrauben - je Vorzugsaktie sollen die Aktionäre 1,47 (Vorjahr: 1,31) Euro erhalten, je Stammaktie sind es 1,45 (1,29) Euro.

SCHWIERIGES UMFELD

Doch 2016 werde für den Konzern nicht einfach: "Das wirtschaftliche und politische Umfeld wird in diesem Jahr schwierig bleiben", prognostizierte Rorsted - deshalb lege der Konzern eine "vorsichtige" Umsatzprognose vor. Die Rheinländer rechnen mit einem organischen Umsatzwachstum von zwei bis vier Prozent, in der Vergangenheit lag diese Spanne bei drei bis fünf Prozent. Rivale Beiersdorf plant ein Plus zwischen drei und vier Prozent. Die Gewinne sollen ebenfalls steigen: Beim bereinigten Ergebnis je Vorzugsaktie erwartet Henkel ein Plus von acht bis elf Prozent. Analysten werteten das Gewinnziel als optimistisch, Börsenhändler sahen es aber nicht als zuversichtlich genug an. Henkel-Aktien notierten am Mittag um über ein Prozent im Minus bei 93,82 Euro.

RORSTED GEHT MIT GEMISCHTEN GEFÜHLEN

Rorsted, der am Mittwoch seinen 54. Geburtstag feierte, steht seit April 2008 an der Spitze des Konsumgüterherstellers. Ende April räumt er nun seinen Stuhl in der Henkel-Zentrale und wechselt auf den Chefsessel des Sportartikelherstellers Adidas. Er gehe mit "gemischten Gefühlen". Seine Kollegen würden ihm sicher fehlen und er habe sehr gern für Henkel gearbeitet.

Der umtriebige Manager hat Henkel internationaler gemacht, den Konzern auf Profit getrimmt und den Marken-Dschungel gelichtet. Er stärkte die Top-Marken wie Persil, Schwarzkopf oder Loctite. Zuletzt führte er etwa Persil in den USA ein. Im Jahr 2007 schrieb Henkel unter Rorsteds Vorgänger Ulrich Lehner noch einen Umsatz von gut 13 Milliarden Euro, der Löwenanteil davon in Europa, die Umsatzrendite lag bei 10,3 Prozent. Rund 52.300 Menschen arbeiteten damals für Henkel. Im vergangenen Jahr erreichten die Erlöse 18 Milliarden Euro, die bereinigte Ebit-Marge 16,2 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter lag bei 49.450 Menschen.

Doch hatte Rorsted zuletzt auch mit Problemen im Henkel-Reich zu kämpfen. In Russland spürt der Konzern die Folgen des schwachen Rubel-Kurses, in China kriselt das wichtige Klebstoff-Geschäft. Henkel will in der Klebstoff-Sparte bis Mitte des Jahres rund 1200 Stellen abbauen. Weitere Programme dieser Art seien aber nicht geplant, betonte Rorsted.

Ein großer Zukauf gelang Rorsted in seiner Zeit an der Henkel-Spitze nicht. Zuletzt zog Henkel im Poker um die Übernahme der Haarpflegemarke Wella den Kürzeren. Ohne Übernahmen wird es aber eng mit der zum Jahresende angepeilten Marke von 20 Milliarden Euro Umsatz. Darum muss sich Rorsteds Nachfolger kümmern. Zum 1. Mai tritt der Belgier Hans Van Bylen an die Spitze des Konzerns, für den er bereits seit 1984 arbeitet. Er wünsche ihm eine glückliche Hand", sagte Rorsted.

ADIDAS AG NA O.N.

WKN A1EWWW ISIN DE000A1EWWW0

BEIERSDORF AG O.N.

WKN 520000 ISIN DE0005200000

HENKEL AG+CO.KGAA VZO

WKN 604843 ISIN DE0006048432