Reuters

Wirtschaft hofft auf Milliarden-Geschäfte mit dem Iran

14.07.2015
um 13:52 Uhr
Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft hofft nach der Einigung im Atom-Streit auf milliardenschwere Geschäfte mit dem Iran."Innerhalb von zwei Jahren können sich unsere Exporte dorthin auf rund fünf Milliarden Euro verdoppeln", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Voraussetzung dafür sei, dass neben dem Wegfall der Sanktionen auch die Finanzierung von Geschäften erleichtert werde, sagte Treier, der sich derzeit in Teheran aufhält. Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hält mittelfristig ein Exportvolumen von mehr als zehn Milliarden Euro für möglich."Insbesondere die Modernisierung der Ölindustrie eröffnet dem Maschinen- und Anlagenbau große Marktchancen", sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo. In diesem Bereich sind etwa die Münchener Konzerne Siemens und Linde tätig. "Auch der Automobilbau, die chemische Industrie, die Gesundheitswirtschaft sowie der Ausbau erneuerbarer Energien bieten viele Möglichkeiten." Die Wirtschaft benötige nun Möglichkeiten zur Finanzierung von Investitionen und die schnelle Wiederaufnahme des internationalen Zahlungsverkehrsystems Swift. "Jetzt gilt es, das Abkommen mit Leben zu füllen und Stück für Stück umzusetzen", erklärte der Präsident des Exportverbandes BGA, Anton Börner. "Insbesondere sollten die EU und die USA den Sanktionsabbau möglichst zügig und zeitgleich vorantreiben." Der Iran und die fünf UN-Vetomächte sowie Deutschland erzielten eine Einigung in dem seit Jahren schwelenden Konflikt um das Atomprogramm der Islamischen Republik. Damit soll verhindert werden, dass der Iran eine Atomwaffe entwickeln kann. "MINISTER MUSS IN DEN IRAN REISEN"Großes Wachstumspotenzial erwartet die Baubranche. "Nach und nach wird der Wirtschaftsmotor dort wieder anlaufen, in diesem Zusammenhang wird sicher der ein oder andere Auftrag für die Bauindustrie kommen", sagte ein Sprecher des Branchenverbandes HDB. Allerdings werde es auch einen intensiven Wettbewerb geben. "Die Konkurrenz aus Ländern wie Frankreich, China und den USA wird sehr groß sein." Die Bundesregierung soll daher nach Ansicht des Nah- und Mittelostvereins der deutschen Wirtschaft (Numov) schnell Minister in den Iran schicken. "Die Reise eines Ministers wäre jetzt sehr wichtig, um die deutsche Wirtschaft zu unterstützen", sagte Numov-Geschäftsführerin Helene Rang zu Reuters. "Es kann nicht sein, dass die deutsche Wirtschaft bei der Öffnung des Landes gegenüber anderen benachteiligt wird."Der HDB sieht vor allem für Firmen wie Hochtief oder Bauer gute Aussichten auf neue Geschäfte. "Die Unternehmen waren früher schon im Iran tätig und bekommen heute immer wieder Aufträge aus dem Nahen und Mittleren Osten", sagte der Verbandssprecher. Dem DIHK zufolge sind derzeit 80 deutsche Unternehmen mit Niederlassungen ansässig, weitere 1000 haben Vertretungen dort. "Iran ist kein großer Markt, aber ein interessanter mit Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich", sagte eine Sprecherin des Konsumgüterkonzerns Henkel, der dort 500 Mitarbeiter in den Geschäftsbereichen Waschmittel/Reinigung und Klebstoffe zählt.Etwas auf die Euphoriebremse treten die Maschinenbauer. Die internationalen Maschinenexporte in den Iran lagen dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zufolge 2014 bei gut fünf Milliarden Euro, wovon 630 Millionen Euro auf Deutschland entfielen. Mittelfristig könnte das Gesamtvolumen auf acht Milliarden Euro steigen. "Das sind interessante Perspektiven, aber kein Eldorado", so VDMA-Experte Klaus Friedrich.

Bauer AG

WKN 516810 ISIN DE0005168108

Henkel AG & Co. KGaA

WKN 604843 ISIN DE0006048432

Hochtief AG

WKN 607000 ISIN DE0006070006

Siemens AG

WKN 723610 ISIN DE0007236101