Reuters

US-Rivale will europäische Megabörse nicht torpedieren

04.05.2016
um 14:51 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Chancen auf eine Fusion von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) steigen.

Der US-Konkurrent ICE erklärte am Mittwoch, aktuell kein Gegenangebot für die LSE vorlegen zu wollen. Mit den verfügbaren Informationen habe man nicht erhärten können, dass ein Zusammenschluss mit der LSE vorteilhaft für Märkte und Aktionäre wäre, erklärte der Konzern aus Atlanta. Die Aktien der Deutschen Börse schossen daraufhin rund sechs Prozent nach oben und waren größter Gewinner im Dax. LSE-Papiere brachen rund sieben Prozent ein, weil ein Wettbieten jetzt unwahrscheinlicher ist.

Die ICE hatte Anfang März erklärt, ein Gegenangebot für die LSE zu prüfen. Eine ICE-Offerte galt neben der Zustimmung der Aufsichtsbehörden als größte Hürde für den rund 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss von Deutscher Börse und LSE. Aus Sicht von Bankern ist es jedoch nicht ausgeschlossen, dass noch ein anderer Konkurrent seinen Hut in den Ring wirft - etwa die Chicago Mercantile Exchange (CME). Die Deutsche Börse und die LSE wollen durch ihren Zusammenschluss einen europäischen Champion bilden, der den deutlich größeren Konkurrenten aus den USA und Asien Paroli bieten kann. Besonders von ICE-Chef Jeffrey Sprecher, der für sein aggressives Vorgehen in Übernahmeschlachten bekannt ist, war deshalb Widerstand erwartet worden.

LSE-Chef Xavier Rolet hat jedoch mehrfach deutlich gemacht, dass er einen Zusammenschluss mit der Deutschen Börse bevorzugt. Ein Gebot für die LSE war für die Amerikaner auch wegen der Unsicherheit über den Ausgang des "Brexit"-Referendums und möglicher Folgen schwierig. Fraglich gewesen wäre Experten zufolge auch die Zustimmung der Regulatoren. Die ICE sprach in ihrer Mitteilung von einem "unzureichenden Engagement", ohne dies zu präzisieren.

Die Amerikaner hielten sich in ihrer Mitteilung allerdings ein Hintertürchen offen. Man behalte sich vor, innerhalb der nächsten sechs Monate doch noch eine Offerte für die LSE vorzulegen, falls die britische Übernahme-Behörde dem zustimme oder falls die Fusion von Deutscher Börse und LSE nicht zustande komme. Die Deutsche Börse erklärte, sie habe die Ankündigung der ICE zur Kenntnis genommen. Darüber hinaus wollte sie sich genauso wie die LSE nicht äußern.

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