Reuters

BMW-Aktionären geht es bei E-Autos nicht schnell genug

12.05.2016
um 15:56 Uhr

München (Reuters) - Die Aktionäre des Autokonzerns BMW fordern bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen mehr Tempo.

Der bayerische Autobauer, führend in der Oberklasse und bei batteriebetriebenen Fahrzeugen, dürfe sich "nicht die Butter vom Brot nehmen lassen", sagte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment am Donnerstag auf der Hauptversammlung von BMW in München. Die Reichweite der i-Modelle, "derzeit noch klar die Achillesferse", müsse so schnell wie möglich vergrößert werden. "Die Konkurrenz schläft nicht", warnte Speich. Das gelte für deutsche Rivalen wie für den amerikanischen E-Auto-Pionier Tesla. BMW-Chef Harald Krüger erwartet, dass die kürzlich beschlossene Kaufprämie für Schub sorgt. Das nächste Modell der i-Reihe kündigte er für 2021 an.

Fondsmanager Speich und Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bemängelten, dass die bisher aus dem Kleinwagen i3 und dem Sportwagen i8 bestehende Modellfamilie erst in fünf Jahren ergänzt wird. "Am Anfang war BMW ein bisschen zu früh dran und jetzt verlässt uns der Mut", sagte die Aktionärsschützerin. Die Münchner hatten Ende 2013 den kleinen Stadtflitzer i3 auf den Markt gebracht - ursprünglich als reines Elektroauto geplant, dann aber mit der Option auf einen Benzinmotor zur Vergrößerung der Reichweite versehen. Ein Jahr später folgte der Hybridsportwagen i8.

Die Verkaufszahlen entwickelten sich allerdings weitaus schlechter als ursprünglich erwartet. 2015 setzte BMW gut 24.000 i3 und knapp 5.500 i8 ab. "Sie könnten besser laufen", sagte Bergdolt. "Der Milliardenaufwand dafür hat sich bislang nicht gelohnt", kritisierte Speich. Beide verwiesen darauf, dass Tesla für sein neues angekündigtes Modell, das noch kein Kunde gesehen habe und dessen Lieferdatum offen sei, 400.000 Vorbestellungen habe - ohne Kaufprämie. "Von Elon Musk lernen heißt siegen lernen", sagte Fondsmanager Speich über den Tesla-Chef.

"Emotionale Begehrlichkeit von Elektrofahrzeugen", sagte BMW-Chef Krüger mit Blick auf den neuen Konkurrenten, "das begrüßen wir". Tesla wünsche er "viel Erfolg". BMW sei aber wettbewerbsfähig. Die Elektromobilität sei ein Marathon, und der "wird in der Regel bei Kilometer 35 entschieden und nicht bei Kilometer 6 oder 7". In Deutschland werde die Kaufprämie für Schub sorgen. Bundesregierung und Autobauer hatten sich im April auf einen Zuschuss von 4000 Euro pro E-Auto geeinigt.

Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sagte, welche Antriebstechnik sich in Zukunft durchsetze, sei noch nicht entschieden. Teslas Erfolg sei nur "ein Hinweis, dass es in Richtung Elektromobilität geht". Bei Wasserstoff-Antrieben und Brennstoffzellen "wartet noch viel Arbeit auf BMW". Bezahlen will BMW die teure Tüftelei mit dem Verkauf von mehr großen, renditeträchtigen Modellen. "Der neue 7er BMW macht bislang keinen Stich gegen die S-Klasse von Mercedes", kritisierte Bauer. Daimler setze in der Luxusliga die Maßstäbe und schicke sich an, die Münchner als Nummer 1 im Premiumsegment abzulösen. Im ersten Quartal 2016 lag Mercedes vorn. "Jetzt wird man selbst vom Jäger zum Gejagten."

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MERCEDES-BENZ GRP NA O.N.

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Tesla

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