Reuters

Kabelnetzbetreiber Tele Columbus übernimmt Primacom

16.07.2015
um 16:06 Uhr
Frankfurt/Düsseldorf (Reuters) - In die deutsche Kabelnetzbranche kommt wieder Bewegung. Die seit einem halben Jahr börsennotierte Tele Columbus schluckt die kleinere PrimaCom für 711 Millionen Euro. Mit dem Kauf der deutschen Nummer vier stärkt der drittgrößte Kabelnetzbetreiber seine Position vor allem im Osten Deutschlands, wo beide Firmen stark sind. Mit den beiden Großen kommen sie sich nicht stark ins Gehege. Marktführer Kabel Deutschland und sein ärgster Konkurrent Unitymedia haben sich die Netze im Westen Deutschlands fast komplett aufgeteilt. An der Börse kam die Übernahme gut an, obwohl Tele Columbus sie zum Teil mit einer Kapitalerhöhung finanzieren will: Die im Kleinwerteindex SDax notierte Tele-Columbus-Aktie sprang um neun Prozent auf bis zu 13,80 Euro.Mit dem Zusammenschluss entstehe eine "starke Nummer drei" auf dem deutschen Kabelmarkt, erklärte Tele-Columbus-Chef Ronny Verhelst am Donnerstag. Zusammen zählen die Unternehmen rund 2,8 Millionen angeschlossene Haushalte und kamen 2014 auf einen Umsatz von 345 Millionen Euro. Operativ (Ebitda) verdiente Tele Columbus 99 Millionen Euro und Primacom 55 Millionen Euro. Von der Fusion verspricht sich Verhelst von 2017 an Einsparungen von 20 Millionen Euro im Jahr. Beide Unternehmen schließen vor allem Verträge mit Wohnungsvermietern. Hier sieht Tele Columbus Chancen: "Wir sind immer interessiert an wirtschaftlichen und strategischen Möglichkeiten zu wachsen, und werden diese auch ergreifen, wenn sich Gelegenheiten bieten", sagte ein Sprecher. Zum Verkauf steht unter anderem der in Süddeutschland starke Kabelanbieter Pepcom.Der Kaufpreis für PrimaCom ist fast hoch wie der Börsenwert der größeren Tele Columbus. Finanzieren wollen die Berliner den Kauf vorerst mit Krediten über 550 Millionen Euro. Im zweiten Halbjahr soll eine Kapitalerhöhung oder eine ähnliche Maßnahme im Volumen von 125 Millionen Euro folgen, "vielleicht auch mehr", sagte Finanzchef Frank Posnanski vor Analysten. Damit soll die Verschuldung wieder sinken. Mit dem Börsengang Anfang des Jahres hatte Tele Columbus im Januar 370 Millionen Euro erlöst, mit denen zum Teil Schulden getilgt wurden.Die Zustimmung des Bundeskartellamts braucht Tele Columbus für die Übernahme nicht, da die beiden Unternehmen zuammen 2014 weniger als 500 Millionen Euro weltweit umgesetzt haben, wie ein Sprecher der Behörde sagte. Die Übernahme könnte damit Ende Juli perfekt sein. Der deutlich größeren Kabel Deutschland hatten die Wettbewerbshüter vor zwei Jahren den Kauf von Tele Columbus noch untersagt. Kabel Deutschland verlegt seine Kabel nur zum Teil selbst in die Haushalte, die übrigen Hausanschlüsse werden von Kabelservice-Gesellschaften und den Wohnungsgesellschaften betrieben. Primacom und Tele Columbus haben eine gemeinsame Geschichte: Der Finanzinvestor Orion/Escaline war gleichzeitig an beiden Unternehmen beteiligt, zeitweise wurden beide von den gleichen Managern geführt. Escaline musste später die Schlüssel an die Gläubiger - zumeist Banken und Hedgefonds - abgeben, weil er Primacom und Tele Columbus zu viele Schulden aufgeladen hatte. Die Finanzinvestoren konnten sich so billig über die Schulden einkaufen, mussten aber lange warten, bis sie ihr Engagement wieder zu Geld machen konnten. Die ehemals börsennotierte Primacom musste 2010 sogar Insolvenz anmelden.

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