Reuters

Stresstest rüttelt Deutsche Bank und Commerzbank durch

29.07.2016
um 23:21 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Eine schwere Rezession würde die Commerzbank und die Deutsche Bank heftig treffen.

Die beiden größten deutschen Kreditinstitute rangieren im diesjährigen Stresstest unter den zehn anfälligsten der 51 wichtigsten Geldhäuser in Europa, wie die EU-Regulierungsbehörde EBA am Freitag mitteilte. Die Commerzbank käme in einem Krisenszenario nach drei Jahren nur noch auf eine harte Kernkapitalquote von 7,4 Prozent, die Deutsche Bank auf 7,8 Prozent. Beide Werte liegen aber über den Quoten, die Analysten zuvor als kritisch bezeichnet hatten. Die übrigen sieben deutschen Institute, die sich der Bewährungsprobe unterzogen - darunter die vier großen Landesbanken - schnitten zum Teil deutlich besser ab.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zog insgesamt eine positive Bilanz: Die deutschen Banken hätten in den vergangenen Jahren ihre Eigenkapitalbasis gestärkt und Risikopositionen abgebaut. Ihre Widerstandsfähigkeit habe sich deutlich erhöht. "Der Stresstest zeigt, dass die deutschen Banken gerüstet sind, diesen ausgeprägten Schocks zu widerstehen." Dennoch müssten sie wegen der niedrigen Zinsen, die sich tief in ihre Bilanzen fressen, ihre Geschäftsmodelle überprüfen und Möglichkeiten für Konsolidierungen und Kostensenkungen nutzen.

Der neue Commerzbank-Risikovorstand Marcus Chromik zeigte sich mit dem Ergebnis dennoch zufrieden: "Die Commerzbank ist widerstandsfähig und stressresistent. Auch unter den widrigen Bedingungen des Stress-Szenarios wäre die Stabilität der Bank gewährleistet." Die Commerzbank litt im Stresstest Experten zufolge unter anderem darunter, dass sie bei der Refinanzierung zum großen Teil auf Kundeneinlagen baut. Diese würden nach dem Szenario der Aufseher in einer Krise besonders teuer. Auch andere deutsche Banken mit größeren Filialnetzen wie die NordB und die LBBW büßen in einem Stress-Szenario größere Teile ihres Kapitalpolsters ein.

Deutsche-Bank-Chef John Cryan äußerte sich erleichtert: Die Bank habe besser abgeschnitten als beim Stresstest 2014, obwohl er diesmal anspruchsvoller gewesen sei. Der Stresstest zeige, dass sie auch für härtere Zeiten gewappnet sei. Cryan sieht sein Haus auf einem guten Weg, bis Ende 2018 wie versprochen eine harte Kernkapitalquote von mindestens 12,5 Prozent zu erreichen. Zuletzt war die Deutsche Bank bei der Aufstockung ihrer Kapitalpolster allerdings kaum noch vorangekommen.

Die Deutsche Bank litt im Stresstest auch darunter, dass die EBA zum ersten Mal Risiken einbezogen hat, die sich aus dem Fehlverhalten von Bankern ergeben. Das Institut musste in den vergangenen Jahren Milliarden für Rechtsstreitigkeiten zahlen und ist rund um den Globus immer noch in zahlreiche Verfahren verstrickt. Auch die Commerzbank war wegen eines Verstoßes gegen die Iran-Sanktionen zur Kasse gebeten worden, was sich im Ergebnis des Stresstests niederschlug.

Durchfallen konnte beim Stresstest dieses Mal niemand. Die Europäische Zentralbank als Oberaufseherin über die Großbanken in der Euro-Zone will die Ergebnisse aber berücksichtigen, wenn sie den Finanzinstituten gegen Jahresende wieder individuelle Kapitalvorgaben macht.

Commerzbank AG

WKN CBK100 ISIN DE000CBK1001

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008