Reuters

Renzi für Bankenfusionen in Italien - "Zu viele Filialen"

02.09.2016
um 14:16 Uhr

Cernobbia (Reuters) - Ministerpräsident Matteo Renzi fordert Fusionen in der heimischen Bankenbranche.

"Es gibt in Italien mehr Führungskräfte und Filialen als im Rest der Welt", sagte Renzi am Freitag. "Das ist nicht gut." Er fügte hinzu: "Banken müssen fusionieren." Der Regierungschef gab sich zugleich optimistisch, dass eine Lösung für das kriselnde Bankhaus Monte dei Paschi di Siena gefunden werde. Er hoffte, dass bis Jahresende die dringend benötigte Kapitalspritze gesetzt werden könne.

Ob sich daran auch der Staat beteiligen wird, ist offen. "Das Finanzministerium wird abwägen, ob es sich an einer Kapitalerhöhung der Bank beteiligt, wenn Details vorliegen", sagte Ressortchef Pier Carlo Padoan der Nachrichtenagentur Reuters. Das Ministerium ist größter Anteilseigner der Bank. Das 1472 gegründete Geldhaus schnitt beim jüngsten Stresstest der EU-Bankenaufseher so schwach ab wie kein anderes Institut in Europa. Insidern zufolge könnte es nun versuchen, durch die Umwandlung von Anleihen in Aktien das Volumen einer geplanten Kapitalerhöhung zu drücken. Diese würde damit für Investoren attraktiver. Statt wie bislang fünf Milliarden Euro würden dann nur noch etwa drei Milliarden Euro angepeilt werden müssen. Monte Paschi ächzt unter faulen Krediten.

Mit UniCredit will Medienberichten zufolge eine weitere Bank ihre Kapitalbasis stärken. Eine Fusion des konzerneigenen Vermögensverwalters Pioneer mit dem Konkurrenten Eurizon von Intesa SanPaolo werde allerdings nicht erwogen. "Das ist kein Thema", sagte Intesa-Chef Gian Maria Gros-Pietro. Die gesamte Finanzbranche Italiens leidet unter Darlehen im Volumen von 360 Milliarden Euro, deren Rückzahlung auf der Kippe steht. Das entspricht etwa einem Fünftel des gesamten Kreditvolumens. EZB-Direktor Yves Mersch forderte, das Land müsse das Problem entschlossen angehen und legte Reformen nahe.

WIRTSCHAFT HINKT HINTERHER

Die kriselnde Finanzbranche bedroht auch die Konjunktur. Von April bis Juni stagnierte das Bruttoinlandsprodukt der nach Deutschland und Italien drittgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone, gab das Statistikamt Istat nach endgültigen Berechungen bekannt. Damit hinkt das Land dem Währungsraum deutlich hinterher, wo die Wirtschaftsleistung im Schnitt um 0,3 Prozent zulegte. Dies bedeutet zugleich einen Rückschlag für Renzi, der Italien nach drei Jahren Rezession und einem leichten Wachstum 2015 nun wirtschaftlich wieder auf Kurs bekommen will. Die Regierung peilt für 2016 rund 1,2 Prozent Wachstum an, nach plus 0,8 Prozent im vorigen Jahr.

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