Reuters

Lösung im Heta-Streit rückt näher - Restrisiko bleibt

06.09.2016
um 18:26 Uhr

Wien/Frankfurt (Reuters) - Im milliardenschweren Streit um die österreichische Skandalbank Heta ist eine Einigung in greifbarer Nähe.

Das Bundesland Kärnten legte den Heta-Gläubigern am Dienstag ein nachgebessertes Angebot vor. Die Geldgeber, darunter viele deutsche Banken und Versicherer, können nun darauf hoffen, dass ein Großteil ihrer Anleihen zurückbezahlt wird. "Ich bin überzeugt, dass es ein für alle Seiten gutes Angebot ist und bin daher sehr zuversichtlich, dass es in erforderlicher Mehrheit angenommen wird", sagte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. Aus Sicht von Experten gibt es jedoch ein Restrisiko, dass der Vergleich - wie das erste Angebot vom Frühjahr - am Widerstand der Gläubiger scheitert.

Die am Dienstag vorgelegte Offerte sieht vor, dass die Inhaber besicherter Anleihen rund 90 Prozent ihrer Forderungen zurückbekommen, die von nachrangigen Papieren nur rund 45 Prozent. Insgesamt müssen zwei Drittel der Geldgeber grünes Licht geben. Zudem müssen von den Inhabern vorrangiger und nachrangiger Heta-Anleihen jeweils mindestens 25 Prozent zustimmen. "Es bleibt abzuwarten, ob die für eine Annahme des Angebots erforderlichen Mehrheiten zustande kommen", betonte Klaus Wiener, Chefsvolkswirt des deutschen Versichererverbandes GDV. "Kritisch könnte insbesondere das Quorum bei den Nachrängen sein." Ein anderer mit dem Vorgang vertrauter Banker sieht das ähnlich. "Das kann am Ende eng werden."

Die Deutsche Bank, die nachrangige Heta-Anleihen mit einem Nominalvolumen von 200 Millionen Euro hält, hatte sich bereits beim gescheiterten Rückkaufangebot im Frühjahr beschwert, dass Gläubiger staatlich garantierter Papiere beim Schuldenschnitt unterschiedlich behandelt werden. Große Gläubiger-Gruppen haben allerdings bereits signalisiert, die neue Offerte annehmen zu wollen.

BANKEN HOFFEN AUF RÜCKENWIND

Bei der Heta handelt es sich um eine der größten Banken-Abwicklungen in Europa. Kärnten hat Garantien für Anleihen der ehemaligen Hypo Alpe Adria von rund elf Milliarden Euro übernommen, ist nach eigenen Angaben aber nicht in der Lage, die Schulden vollständig zu begleichen. Das österreichische Bundesland will vorrangige Anleihen nun zu 75 Prozent des Nennwerts zurückkaufen, nachrangige Papiere zu 30 Prozent. Anschließend können die Gläubiger die Erlöse in andere staatliche Papiere stecken, so dass sie am Ende auf eine Rückzahlungsquote von 90 beziehungsweise 45 Prozent kommen.

Vielen deutschen Banken würde der Vergleich Rückenwind bescheren. Sie mussten Anfang 2015 auf Druck der Europäischen Zentralbank (EZB) die Hälfte des Werts ihrer Heta-Papiere abschreiben. Wenn jetzt mehr zurückbezahlt wird, können sie Rückstellungen auflösen und so ihre Bilanz aufhübschen. Nach Berechnungen der Ratingagentur Fitch könnten deutsche Banken dadurch Buchgewinne von bis zu 1,5 Milliarden Euro einstreichen. Einzelne Institute wie die HSH Nordbank haben den Wert ihrer Bonds schon wieder hochgeschrieben, da deren Marktwert im ersten Halbjahr bereits deutlich zugelegt hatte.

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