Reuters

Rückversicherer unter Druck - Mehr Übernahmen erwartet

12.09.2016
um 17:36 Uhr

Monte Carlo/Zürich/Frankfurt (Reuters) - Der seit Jahren tobende Preiskampf der Rückversicherer wird nach Ansicht von Managern und Experten zu mehr Fusionen und Übernahmen (M&A) in der Branche führen.

"Es wird sicherlich mehr M&A geben", sagte Hannover-Rück-Chef Ulrich Wallin am Montag beim großen Treffen der Branche in Monte Carlo. "Während wir hier sprechen, werden sicherlich Deals diskutiert und Bücher geprüft." Die Hannover Rück selbst gehöre aber nicht zu den Käufern. Die Swiss Re und die Ratingagentur Fitch gehen ebenfalls von einer steigenden Zahl von Übernahmen aus.

Die Branche leidet seit Jahren unter einer Preiserosion. Zum einen drängt neue Konkurrenz in den Markt: Hedgefonds und andere finanzkräftige Kapitalgeber, die sich im Niedrigzinsumfeld mit geringeren Renditen zufriedengeben als die auf ihr Risiko bedachten Rückversicherer. Zudem gab es länger keine für die Branche kostspieligen Naturkatastrophen mehr, so dass viele Erstversicherer glauben, mehr Risiko selbst tragen zu können. Und zu guter Letzt sorgen die niedrigen Zinsen für sinkende Einnahmen bei der Kapitalanlage.

"Die Kombination aus Überkapazitäten, die weiterhin auf die Prämien drücken werden, und den sich verschlechternden Anlageerträgen wird die Gewinne vieler Firmen im Jahr 2017 schmälern", erklärten die Fitch-Experten in einer Studie. Treffen werde dies besonders kleinere Rückversicherer, die in wenigen Geschäftsbereichen aktiv sind und dem Preisverfall besonders stark ausgesetzt sind. "Diese Firmen könnten Akquisitionsziele werden, weil sie wegen der Belastungen wahrscheinlich schneller niedrige Bewertungen akzeptieren würden." Gleichzeitig müssten sich besser aufgestellte Konzerne Gedanken über Zukäufe machen, wenn sie trotz Überkapazitäten am Markt wachsen wollten. "Akquisitionen bleiben für größere Unternehmen mit gesunder Bilanz die Hauptquelle für Wachstum."

BRANCHE BESCHWÖRT TRENDWENDE

Größe sei in der Branche wichtig, betonte auch Swiss-Re-Chef Christian Mumenthaler. Er geht davon aus, dass Mitbewerber zukaufen wollen, um in die Top-Liga aufzusteigen. Die Schweizer selbst sind außerhalb ihres Kerngeschäfts auf der Suche. Die Nummer zwei der Branche verhandelt über den Kauf von Lebensversicherungs-Portfolios zur Abwicklung, wie Finanzchef David Cole der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Einige Portfolios hätten eine beträchtliche Größe. "Es gibt eine interessante Pipeline von Gelegenheiten, wir haben interessante Diskussionen mit potenziellen Verkäufern".

Bei den Preisen rechnet Mumenthaler nach jahrelangen Rückgängen mit Besserung. "Der Boden ist nahe oder er ist bereits erreicht." Auch Branchenführer Münchener Rück und die Nummer drei, Hannover Rück, sehen Licht am Ende des Tunnels. In den letzten Runden zur Erneuerung von Versicherungsverträgen habe der Druck auf Preise und Bedingungen etwas nachgelassen. "Es ist erkennbar, dass die Rückversicherer bestrebt sind, das Preisniveau nicht weiter sinken zu lassen", sagte Hannover-Rück-Chef Wallin. Bei der Erneuerungsrunde zum 1. Januar 2017 erwarten die Hannoveraner mehr Stabilität bei Preisen und Bedingungen. "Hier bieten sich Räume für Ratenerhöhungen, beispielsweise in Kanada und Deutschland, nach den teils hohen eingetretenen Schäden durch Naturkatastrophenereignisse."

Hannover Rück SE

WKN 840221 ISIN DE0008402215

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG in München

WKN 843002 ISIN DE0008430026

Swiss Re AG

WKN A1H81M ISIN CH0126881561