Reuters

Strompreise könnten wegen Energiewende weiter steigen

14.10.2016
um 13:11 Uhr

- von Tom Käckenhoff

Düsseldorf (Reuters) - Die Energiewende könnte die Strompreise für Verbraucher im kommenden Jahr weiter in die Höhe treiben.

Die Umlage zur Förderung des Ökostroms steige 2017 um über acht Prozent auf 6,88 Cent je Kilowattstunde, teilten die vier Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW am Freitag mit. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden könnten die Kosten damit inklusive Mehrwertsteuer um rund 22 Euro auf 286 Euro im Jahr steigen. Die Versorger müssen die sogenannte EEG-Umlage allerdings nicht eins zu eins an die Kunden weiterreichen, sondern könnten sie auch mit gesunkenen Beschaffungskosten verrechnen.

Die RWE-Vertriebstochter Innogy will zunächst nicht an der Preisschraube drehen. "Wir halten unsere Strom- und Gaspreise über die Jahreswende stabil", sagte ein Innogy-Sprecher. Zunächst müssten die Auswirkungen weiterer Bestandteile des Preises wie etwa die Beschaffungskosten und die Netzentgelte geprüft werden. "Dann machen wir einen Strich darunter." Der Konkurrent E.ON kündigte ebenfalls an, die Tarife "bis auf Weiteres" beizubehalten. Der Konzern wollte sich aber nicht festlegen, ob dies auch über den Jahreswechsel hinaus gilt. In den vergangenen Jahren hatten viele Versorger die ersten Monate noch stillgehalten und dann die Preise angezogen.

STEUERN UND ABGABEN STEIGEN - MVV HÄLT PREIS 2017 STABIL

Über die Ökostrom-Umlage wird die Differenz zwischen den staatlich garantiertenAbnahmepreisen für Energie aus Wind, Sonne oder Biomasse und dem niedrigeren Börsenstrom-Tarif bezahlt. Das bedeutet: Je niedriger der Börsenpreis, desto höher die Umlage und umgekehrt. Die Kosten dafür betragen im kommenden Jahr rund 24 Milliarden Euro. Der Anteil der Umlage am Preis für Haushaltskunden macht etwa ein Fünftel aus. Für Unternehmen mit einem besonderes hohen Stromverbrauch gibt es Vergünstigungen. Die Industrie kritisierte die Kosten erneut als zu hoch. "Der starke Anstieg der Kosten für erneuerbare Energien ist ein Alarmsignal. Die EEG-Umlage wächst in diesem Jahr fast viereinhalb Mal so stark wie die Wirtschaft", erklärte Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

Die Deutsche Umwelthilfe forderte die Energieversorger auf, die gesunkenen Börsenpreise an die Kunden weiterzugeben. Wegen des hohen Stromangebots seien die Beschaffungskosten zwischen 2014 und 2016 von 9,75 Cent auf 8,66 Cent je Kilowattstunde gefallen. Die Versorger verweisen allerdings darauf, dass die Beschaffungskosten nur noch einen Teil des Preises ausmachten. 2017 steigen zudem auch die Gebühren für den Betrieb der Stromnetze, die für die Energiewende mit Milliardensummen ausgebaut werden müssen. "Neben den Kosten für den Stromeinkauf beeinflussen die weiterhin sehr hohen staatlichen Steuern, Abgaben und Umlagen sowie die Netzentgelte die Höhe des Strompreises", erklärte der Stromlobbyverband BDEW. "Die Energievertriebe können mittlerweile nur noch 21,4 Prozent des Strompreises direkt beeinflussen."

Dabei gibt es aber offenbar Spielraum, wie der Mannheimer Versorger MVV deutlich machte. Für die Kunden ändere sich 2017 nichts. "Wir können damit auch im kommenden Jahr den Anstieg der staatlichen Preisbestandteile durch wirksame Kosteneinsparungen und gesunkene Beschaffungskosten ausgleichen und unseren Kunden nunmehr seit Anfang 2014 konstante Energiepreise anbieten."

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

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WKN 703712 ISIN DE0007037129