Reuters

Ex-Chef der Hypo Real Estate weist Anklage scharf zurück

21.03.2017
um 13:26 Uhr

- von Jörn Poltz

München (Reuters) - Im Strafprozess wegen Bilanzfälschung geht der angeklagte frühere Chef der Skandalbank Hypo Real Estate (HRE) zum Gegenangriff über.

Georg Funke attackierte am Dienstag vor dem Landgericht München die Staatsanwaltschaft, die Deutsche Bank und den früheren Finanzminister Peer Steinbrück. Dem einstigen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann warf Funke Denunziation vor. "Die HRE ist von außen zerstört worden", sagte der 61-Jährige. "Fakt ist, dass die HRE-Gruppe, wenn sie nicht von außen beschädigt worden wäre, die Liquiditätskrise überstanden hätte."

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hat die in der Finanzkrise kollabierte Immobilienbank die Öffentlichkeit monatelang über eine Zuspitzung ihrer Geldnöte getäuscht. "Im Geschäftsbericht 2007 und im Zwischenbericht zum 30.06.2008 erfolgte eine unvertretbar und evident falsche Darstellung der Liquiditätslage der HRE", heißt es in der Anklage, die die Staatsanwaltschaft am Montag verlesen hatte. Die Rettung des einstigen Dax-Konzerns mit staatlichen Milliardenhilfen im Herbst 2008 war das dramatischste Kapitel der internationalen Finanzkrise in Deutschland. Steinbrück hatte seinerzeit von einer "geordneten Abwicklung" gesprochen, um Ansteckungseffekte zu vermeiden.

Funke argumentiert dagegen, die Rettung sei inszeniert worden, um das Vertrauen in das Bankensystem zu stärken. Vor Gericht betonte der Ex-Banker nun, die HRE habe sich bis zuletzt nicht in einer Notlage befunden. Vielmehr habe Ackermann, den die HRE um einen Kredit gebeten hatte, in der Öffentlichkeit und gegenüber Steinbrück falsche Angaben über die HRE gemacht. "Ein aus meiner Sicht ungeheuerlicher Vorgang", sagte Funke. "In einem Mandatsverhältnis denunziert die Deutsche Bank die HRE und zerstört jegliches Vertrauen in das Management beziehungsweise die Kreditwürdigkeit der HRE-Gruppe." Die Deutsche Bank wollte sich zu den Anschuldigungen nicht äußern.

Nach Einschätzung von Funke enthält die Anklageschrift auch sachliche Fehler. Behauptungen, die Bank habe sich in den Monaten vor ihrem Zusammenbruch in Geldnot befunden, seien nachweislich falsch. Deswegen könne auch nicht die Rede davon sein, das Management habe die Lage der Bank geschönt. "Populismus hat in unserem Fall nachhaltig seine Wirkung getan und tut es bis heute." Der ehemalige HRE-Chef äußerte sich damit erstmals seit vielen Jahren wieder öffentlich zur Pleite der Immobilienbank. Der mitangeklagte Ex-Finanzchef Markus Fell hat die Anklagevorwürfe bereits zum Prozessauftakt zurückgewiesen.

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008