Reuters

Streiks und Fracht-Krise kosten Post hunderte Millionen

06.08.2015
um 15:21 Uhr
- von Victoria Bryan und Matthias InverardiBonn (Reuters) - Wochenlange Streiks und das kriselnde Frachtgeschäft haben der Deutschen Post einen Gewinneinbruch eingebrockt. Die rund 50 Tage dauernden Ausstände im erbitterten Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi rissen alleine ein Loch von 100 Millionen Euro in die Bilanz des ehemaligen Staatskonzerns. Auch den seit knapp zwei Jahren andauernden Gewinnrückgang im Frachtgeschäft konnte Post-Chef Frank Appel nicht stoppen - und der Umbau der Sparte könnte weiter Geld kosten. Zum Verkauf gestellt wird das Geschäft aber nicht, sagte Finanzchef Larry Rosen am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Der Konzern wolle den Trend drehen und die Sparte sanieren. An der Börse fiel die Post-Aktie dennoch um mehr als drei Prozent.STREIK BELASTETDas operative Ergebnis (Ebit) des Bonner Konzerns brach im zweiten Quartal um fast ein Fünftel auf 537 Millionen Euro ein, unterm Strich ging der Gewinn auf 326 (Vorjahr: 461) Millionen zurück. Die Post zog Konsequenzen und strich die Gewinnprognose für 2015 zusammen - "aufgrund der Belastungen durch die Streik-Aktionen", bilanzierte Rosen. Er erwartet nun einen operativen Gewinn zwischen 2,95 und 3,1 Milliarden Euro. Zuvor war er von 3,05 bis 3,2 Milliarden Euro ausgegangen. Kommendes Jahr soll das Ergebnis auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro klettern. Der erste unbefristete Streik seit dem Börsengang der Post vor 15 Jahren hatte Unternehmen und Öffentlichkeit vor allem im Frühjahr massiv belastet. Erst Anfang Juli wurde der Streit beigelegt. Millionen von Päckchen und Briefen blieben liegen. Dennoch konnte die Post ihr Ziel erreicht: neue Gesellschaften, bei denen den Mitarbeitern rund 20 Prozent niedrigere Löhne gezahlt werden, als sie unter dem Dach des Mutterkonzerns vereinbart sind. "Aktuell sind bereits 6700 Mitarbeiter in den neuen Gesellschaften, das Ziel von 10.000 Mitarbeitern bis 2020 werden wir in jedem Fall erreichen", sagte Rosen.TEURER UMBAUIm weltweiten Frachtgeschäft hat die Post weiter Probleme. Konzernchef Appel hatte Ende April persönlich die Verantwortung für die Sparte übernommen und will den Bereich auf Kurs bringen. Das Frachtgeschäft kämpft mit Gewinnrückgängen, ächzt unter hohem Wettbewerbsdruck und den Folgen interner Umbauten. Denn der Konzern steckt Geld in die Datenverarbeitung der Sparte, die vor allem noch mit Dokumenten auf Papier arbeitete. Doch die Umstellung kommt nicht voran. "Wir prüfen auch Alternativen zur Einführung des bisher entwickelten IT-Systems", sagte Rosen.Entscheidungen sollen bis zum Herbst fallen. Doch der Umbau kostet: "Wir haben bis jetzt 300 Millionen für die Umstellung aktiviert", sagte der Finanzchef: Die Chance, dass die gesamte Summe abgeschrieben werden müsse, sei aber "sehr gering." Auch im kommenden Jahr könnte es Belastungen geben. Zur Disposition stellen will die Post den Krisenbereich allerdings nicht: "Die Frachtsparte ist ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Geschäfts. Wir haben in diesem Geschäft eine sehr gute Zukunft."

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