Reuters

Telekom plant für verschmähte US-Tochter Single-Dasein

06.08.2015
um 15:41 Uhr
- von Peter MaushagenFrankfurt (Reuters) - Der Erfolg macht es möglich: Nach mehreren gescheiterten Verkaufsversuchen bereitet die Deutsche Telekom ihre Amerika-Tochter T-Mobile US auf einen Alleingang vor. "Das Geschäft läuft auf sich allein gestellt sehr gut", lobte Telekom-Chef Tim Höttges am Donnerstag die Entwicklung des einstigen Sorgenkinds zum Branchen-Star. Es gebe überhaupt keinen Druck, den Ableger zu verkaufen. Die anstehende US-Auktion von neuen Funkfrequenzen könne sie auch alleine stemmen. Bisher hatte die Telekom händeringend nach einem finanzkräftigen Partner gesucht. Doch nun betonte Höttges: "Finanziell sind wir gut gerüstet." Voraussichtlich 2016 kommen in den USA enorm wertvolle Funkfrequenzen unter den Hammer, die für Mobilfunkanbieter unerlässlich sind. Dementsprechend teuer kann es werden. Die jüngste Auktion von neuen Frequenzen in den USA hatte im Januar 45 Milliarden Dollar gebracht - bei der nächsten werden laut Experten noch höhere Summen aufgerufen. Um mitzubieten, könne T-Mobile etwa neue Schulden aufnehmen, beschrieb Finanzchef Thomas Dannenfeldt eine Möglichkeit. Eine andere Option, eventuell durch die Ausgabe neuer T-Mobile-Aktien frische Mittel einzunehmen, hält sich die Telekom ebenfalls offen. SPRINGT DER NÄCHSTE INTERESSENT AB?Der Bonner Konzern will sich eigentlich seit Jahren aus dem hartumkämpften und kapitalintensiven US-Mobilfunkmarkt verabschieden. Voriges Jahr waren aber zwei Kaufinteressenten abgesprungen. Auch um den jüngsten Interessenten Dish ist es still geworden. Der Chef des US-Fernsehkonzerns, Charlie Ergen, hatte am Mittwoch gesagt, dass Regulierungsprobleme eine große Hürde für eine Kombination mit T-Mobile darstellten. Dish wäre eigentlich der Traumpartner: Die Firma hat massenweise ungenutzte Funkfrequenzen gebunkert. Doch seit einiger Zeit brummt das Geschäft der Telekom in den Vereinigten Staaten. 58,9 Millionen Nutzer zählte T-Mobile im zweiten Quartal – und eroberte damit vom Erzrivalen Sprint zum ersten Mal den dritten Platz unter den größten Mobilfunker des Landes. Der Erfolg schlägt sich auch in der Bilanz der US-Tochter nieder: Der operative Gewinn schnellte - unterstützt vom starken Dollar-Kurs - um 53 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro. Damit konnte die Konzernmutter den Betriebsgewinn um 14 Prozent auf fünf Milliarden Euro steigern. Die Trendwende ist hart erarbeitet: Erst der 2012 angetretene US-Chef John Legere, der bei öffentlichen Auftritten stets ein rosa T-Mobile-Hemd unter der schwarzen Lederjacke trägt, neue Tarife und Milliarden-Geldspritzen aus Bonn brachten die Firma auf die Erfolgsspur. Mittlerweile setzt der rosa Riese in den USA mehr um als in Deutschland.Analysten warnen bereits, dass das US-Geschäft derzeit das einzige Zugpferd im Konzern ist. "Ohne die USA ist die Telekom weiter ein Unternehmen mit stagnierenden Umsätzen und fallenden Gewinnen", sagte Telekom-Analyst Paul Marsch von der Bank Berenberg. Abhängigkeiten seien immer gefährlich, gab Höttges zu. "Die Telekom ist aber gut ausbalanciert." Amerika mache ein Viertel des Unternehmenswertes aus, Deutschland fast 60 Prozent – und in der Heimat gebe es die größten Geschäftschancen. DEUTSCHLAND-GESCHÄFT UNTER DRUCKZu Hause lief es für die Telekom nämlich nicht ganz so glänzend wie auf der anderen Seite des Atlantiks. Wegen der teuren Umstellung des Telefonnetzes auf die Internet-Technik und eines stagnierenden Mobilfunkgeschäfts sank der operative Gewinn im vorigen Quartal um gut ein Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Nach dem guten ersten Quartal, als die Mobilfunkumsätze in Deutschland noch um knapp drei Prozent zulegten, sei das Null-Wachstum nun enttäuschend, sagte die Analysten der Bank Jefferies. Die T-Aktien rutschten knapp zwei Prozent und zählten im Dax damit zu den Schlusslichtern. Höttges, der Anfang vorigen Jahres an die Spitze von Europas größtem Telefonkonzern trat, bekräftigte die bisherige Geschäftsaussichten: Für dieses Jahr erwartet die Telekom einen Free Cash Flow von 4,3 Milliarden Euro nach 4,14 Milliarden Euro 2014. Das Betriebsergebnis soll 18,3 Milliarden Euro erreichen nach 17,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Telekom berechnet die Prognose mit dem Dollar-Durchschnittskurs des Vorjahres. Seitdem hat die US-Währung allerdings im Vergleich zum Euro kräftig an Wert gewonnen, was den Gewinn erhöht. Auf Basis der Umtauschkurse des ersten Halbjahres würde die Telekom in diesem Jahr operativ 19,3 Milliarden Euro Gewinn einfahren.

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