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SAP kassiert Denkzettel nach Kritik an Managerbezahlung

10.05.2017
um 17:51 Uhr

- von Ilona Wissenbach und Harro Ten Wolde

Mannheim (Reuters) - Die Aktionäre haben dem Aufsichtsrat des Softwarekonzerns SAP wegen der neuen Regeln zur Managerbezahlung einen Schuss vor den Bug verpasst.

Die SAP-Kontrolleure wurden auf der Hauptversammlung am Mittwoch mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,49 Prozent des anwesenden Aktienkapitals entlastet. Im Vorfeld des Treffens in der Mannheimer SAP-Arena hatte es Kritik an der Intransparenz des neuen Vergütungssystems für die Managerboni gegeben und auch an deren Höhe. Aufsichtsratschef Hasso Plattner verteidigte die Millionenzahlungen mit dem Argument, SAP müsse gegenüber der US-Konkurrenz wettbewerbsfähig sein. "Ich möchte betonen, dass in unserer Branche noch ganz andere Gehälter gezahlt werden", sagte Plattner.

Doch seine ausführlichen Erklärungen zu den langfristigen, vom Aktienkurs abhängigen Belohnungen verpufften. Der US-Investmentberater ISS und der britische Pensionsfonds Hermes hatten angekündigt und empfohlen, dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Die Kontrolleure hätten zu viel Entscheidungsspielraum über die Höhe der Manager-Bezahlung. Diese sei unangemessen hoch. SAP-Chef Bill McDermott hatte 2016 mit gut 15 Millionen Euro drei Mal so viel verdient wie im Vorjahr. Auf der Hauptversammlung traten die Kritiker nicht ans Mikrophon. Die Vertreter der Kleinaktionäre aus Deutschland stießen sich angesichts des kräftigen Kursanstiegs von SAP-Aktien nicht an der Höhe der Boni, sondern nur daran, dass SAP das System nicht gut genug erklärt hätte. "Schreiben Sie den Vergütungsbericht so, dass der Aktionär ihn verstehen kann", forderte etwa Christiane Hölz von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Der Aufsichtsratschef dozierte über das System und verteidigte die Höhe der Vergütung vehement. Das am Aktienkurs orientierte Vergütungssystem sorge dafür, dass der Vorstand den langfristigen Unternehmenserfolg im Blick habe, sagte Plattner. Er räumte allerdings ein, kein Thema habe die Aufsichtsräte mehr beschäftigt als dieses, denn schon im vergangenen Jahr war das neue Vergütungssystem mit einer knappen Mehrheit von 54,5 Prozent von den Aktionären gebilligt worden. Gut die Hälfte der Aktionäre sind institutionelle Investoren, etwa ein Fünftel gehört den Firmengründern Hasso Plattner, Dietmar Hopp und der Stiftung des verstorbenen Klaus Tschira.

Einen Änderungsbedarf sahen die Kontrolleure jedoch nicht. "Auch mit Blick auf die Höhe ist der Aufsichtsrat der Überzeugung, dass diese angemessen ist", betonte Plattner, der das Abstimmungsergebnis nicht wie üblich mündlich vortragen, sondern schriftlich verteilen wollte. Erst auf Widerspruch, las er die Zahlen vor.

SAP kalkuliert für 2017 gut eine Milliarde Euro für aktienbasierte Boni der Berechtigten unter den knapp 86.000 Mitarbeitern ein. "Das wurde in Europa kritisiert, dass der Gewinn geschmälert wird - in Amerika hat man das als ganz toll empfunden", sagte Plattner kopfschüttelnd.

WER KOMMT NACH PLATTNER?

Der Firmenpatriarch musste sich zudem vorsichtige Fragen nach seiner Zukunft angesichts seines Alters von 73 Jahren gefallen lassen. "Auch, wenn Sie glücklicherweise jetzt nicht ans Aufhören denken, lieber Herr Professor Plattner, stellt sich, verzeihen Sie mir, die Frage der Nachfolgeplanung", sagte etwa DSW-Vertreterin Hölz. "Wir Aktionäre wünschen uns eine klare Nachfolgeplanung." Plattner kündigte an, auch für ein neues Mandat "bei guter Gesundheit" nach 2019 noch einmal zur Verfügung zu stehen. "Allerdings nicht volle fünf Jahre." Der Mitbegründer und Großaktionär der SAP spielt eine wichtige Rolle bei dem sich gerade auf die Cloud-Technologie umstellenden Walldorfer IT-Konzern.

Plattner ist ein Aufsichtsratschef, der nah dran ist am operativen Geschäft und mitgestaltet. So war sein eigenes "Hasso-Plattner-Institut" in Potsdam an der Entwicklung der Datenbanksoftware Hana wesentlich beteiligt. Das ist mittlerweile die Basis der neuen Generation von SAP-Programmen zur Firmensteuerung, die gigantische Datenmengen verarbeiten können.

Ein potenzieller Nachfolger von Plattner sei mit dem Ex-Chef Jim Hagemann-Snabe SAP gerade von der Fahnge gegangen, bedauerte DSW-Vertreterin Hölz. Der Däne soll im kommenden Jahr als Nachfolger von Gerhard Cromme den Aufsichtsratsvorsitz bei Siemens übernehmen und verlässt das Kontrollgremium von SAP. Seinen Posten wird im kommenden Jahr die neue Strategiechefin von Intel, Aicha Evans, übernehmen. Doch seien damit keine Weichen für sie als Plattner-Nachfolgerin gestellt, hieß es in Unternehmenskreisen. Plattner versprach, weiter für mehr Frauen und jüngere Kandidaten für den Aufsichtsrat zu sorgen. Jemanden in Deutschland oder Europa zu finden, sei schwierig, da SAP nunmal der einzige globale IT-Konzern sei.

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