Reuters

Zentralbank der Notenbanken warnt vor Protektionismus

25.06.2017
um 14:21 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) blickt mit Sorge auf zunehmende protektionistischen Tendenzen.

Den Aussichten auf ein nachhaltiges und robustes Wirtschaftswachstum würde ein schwerer Schlag versetzt, falls eine Abkehr von der Globalisierung einsetzen würde, erklärte die Zentralbank der Notenbanken in ihrem am Sonntag veröffentlichten Jahresbericht. "Die Investitionen würden als Erstes Schaden nehmen, da sie mit dem Handel eng verflochten sind", warnte die BIZ. Auf längere Sicht wären die erreichten Produktivitätssteigerungen gefährdet - die Inflation könnte wieder aufflammen.

"Sicherlich waren die Gewinne der Globalisierung nicht gleichmäßig verteilt, nicht zuletzt, weil die einzelnen Länder nicht immer in der Lage waren, sich an die Globalisierung anzupassen", erklärte BIZ-Chefökonom Claudio Borio. Doch hier zurückzudrehen sei genau so widersinnig wie technologische Neuerungen rückgängig zu machen.

Die derzeitigen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schätzt die BIZ so günstig ein wie noch nie seit der Finanzkrise. "Das Wachstum hat erheblich an Fahrt gewonnen und wird den Prognosen zufolge bald zu seinem langfristigen Durchschnitt zurückkehren", so Borio. Bremsend könnte laut den BIZ-Experten allerdings die hohe Verschuldung der privaten Haushalte in einigen Ländern wirken. So könnten höhere Zinsen den Schuldendienst erschweren.

Gefahren für den Aufschwung sieht die BIZ darüber hinaus nicht nur in protektionistischen Tendenzen. So könnte ein unerwartet starker Inflationsanstieg die Notenbanken zu einer strafferen Geldpolitik zwingen. Weitere Risiken bestünden in gravierenden Turbulenzen an den Finanzmärkten. Auch eine Abschwächung des Konsums, die nicht durch Investitionen wettgemacht werde, stellt für die BIZ-Experten ein Risiko dar.

NOTENBANKEN VOR SCHWERER AUFGABE

Eine Normalisierung der Geldpolitik ist in diesem Umfeld aus Sicht der BIZ eine große Herausforderung für die Notenbanken. "Da wir nun aus einer sehr langen Phase einer sehr lockeren Geldpolitik herauskommen, müssen wir, was immer wir unternehmen, sehr vorsichtig angehen", sagte BIZ-Forschungschef Hyun Song Shin zu Reuters. Zu langes Warten würde allerdings eine Normalisierung noch schwieriger gestalten.

Die US-Notenbank Fed ist bereits auf eine Politik der moderaten Zinsanhebungen umgeschwenkt. In der Euro-Zone steht die Abkehr von der ultralockeren Krisenpolitik dagegen noch aus. Der Leitzins liegt nach wie vor auf einem historischen Tief vom Null Prozent. Die EZB hatte jüngst lediglich einen Mini-Schritt in Richtung Wende gewagt, indem sie die bislang stets erwähnte Option auf noch tiefere Zinsen aus ihrem Ausblick strich.