Reuters

PayPal-Konkurrent der deutschen Banken legt langsam los

18.08.2015
um 15:51 Uhr
- von Andreas KrönerFrankfurt (Reuters) - Die deutschen Banken beginnen mit der Aufholjagd auf den US-Konkurrenten PayPal. Über ihren gemeinsamen Online-Bezahldienst Paydirekt wurde am Montag die erste Transaktion abgewickelt. Nach einigen Pilotprojekten werde Paydirekt nun Schritt für Schritt mehr Banken und Händler anbinden, sagte Geschäftsführer Helmut Wißmann am Dienstag beim ersten Pressetermin der Firma in Frankfurt. "Wir müssen sukzessive hochfahren. Es wird keinen 'Big Bang' geben." Wenn alles läuft wie geplant, könnten Millionen Kunden ihre Weihnachtseinkäufe im Internet bereits über Paydirekt bezahlen.Der Rückstand des deutschen Angebots auf PayPal ist allerdings gewaltig. Der US-Konzern ist in Deutschland seit 2004 am Start und hat hierzulande 16 Millionen aktive Kunden. Weltweit kommt das Unternehmen, das kürzlich von seiner Mutter Ebay abgespalten wurde, auf 169 Millionen Nutzer. An der Börse ist PayPal aktuell rund 47 Milliarden Dollar wert und damit mehr als die Deutsche Bank.Am Pilotprojekt von Paydirekt nehmen derzeit lediglich einige Mitarbeiter der HypoVereinsbank als Käufer und der Online-Shop D-Living teil - das erste abgewickelte Geschäft war der Erwerb einer Dartscheibe. "17.8.15. 10.46 Uhr: Erste erfolgreiche Transaktion", steht auf einer Tafel in den Geschäftsräumen von Paydirekt in Frankfurt. Dort sind Dutzende Mitarbeiter auf engstem Raum zusammengequetscht, manche sitzen mit ihrem Laptop an Stehtischen auf dem Gang.SPARKASSEN SORGEN FÜR "STOTTERSTART"Bis Ende des Jahres will Paydirekt zahlreiche Händler, Privatbanken und Volks- und Raiffeisenbanken anbinden. Auf einen genauen Starttermin wollte sich das Unternehmen am Montag nicht festlegen. Der Genossenschaftsverband BVR hatte zuletzt von November gesprochen.[ID:nL5N0ZV2PA] Bei vielen Sparkassen, die sich erst im Frühjahr für eine Beteiligung an dem Projekt entschlossen, wird eine Anbindung allerdings erst nächstes Jahr klappen. Mehrere Händler, Banker und Experten hatten dies als "Stotterstart" kritisiert.Wißmann und sein Geschäftsführer-Kollege Niklas Bartelt sehen das langsame Hochfahren dagegen positiv. Die Reaktionen der ersten Kunden seien wichtig, um Schwächen abzustellen und bis Ende des Jahres einen stabilen und einfachen Online-Bezahldienst anbieten zu können. Mittelfristig könnten 50 Millionen deutsche Girokonten angeschlossen werden. Paydirekt ist mit ihnen im Gegensatz zu PayPal direkt verbunden. Die meisten Online-Käufe können Kunden bezahlen, indem sie ihren Benutzernamen und ein Passwort eingeben. "Wir haben den Fokus auf Einfachheit und Bequemlichkeit gelegt", sagt Bartelt. Er wirbt zudem damit, dass Paydirekt die Transaktionsdaten im Gegensatz zu anderen Online-Bezahldiensten nicht weiterverkauft.Paydirekt gehört den deutschen Banken und wird von ihnen bezahlt. Die Gebühren, die auf Händler bei Käufen über Paydirekt zukommen, müssten sie mit den einzelnen Banken aushandeln, sagte Bartelt. Das sei eine zentrale Forderung der Wettbewerbshüter gewesen. Die meisten Experten gehen davon aus, dass Paydirekt anfangs billiger sein wird als PayPal, um möglichst viele Händler für das Angebot "made in Germany" zu gewinnen.

Commerzbank AG

WKN CBK100 ISIN DE000CBK1001

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008

eBay Inc.

WKN 916529 ISIN US2786421030