Reuters

IG Metall will mehr Lohn und Recht auf Arbeitszeitverkürzung

10.10.2017
um 14:31 Uhr

Frankfurt (Reuters) - In der anstehenden Tarifrunde wird die IG Metall voraussichtlich sechs Prozent mehr Lohn verlangen und zugleich ein individuelles Recht auf Arbeitszeitverkürzung.

Für diese Forderungen sprach sich am Dienstag der Gewerkschaftsvorstand in Frankfurt aus. Nun müssen am 24. Oktober die Tarifbezirke darüber entscheiden. Angesichts des ungebrochenen Wachstums der Branche und einer schwungvollen Konjunktur sei ein Lohnplus in der angestrebten Höhe und für eine Laufzeit von zwölf Monaten mehr als angemessen, sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann. Für die 3,9 Millionen Beschäftigten gebe es "keinen Grund zu Zurückhaltung". Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall wies die Lohnforderung zurück. In den vergangenen fünf Jahren seien die Tarifgehälter bereits um fast 20 Prozent gestiegen. "Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, das zu erwirtschaften", erklärte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger.

Hofmann erklärte, die Gewerkschaft wolle einen "Paradigmenwechsel" in der Arbeitszeit erreichen. Bisher habe sie sich nach den Wünschen der Betriebe und deren Kunden gerichtet. "Künftig sollen auch die Wünsche der Beschäftigten Platz finden", forderte er. Die in der Branche seit 1995 geltende 35-Stunden-Woche hat mittlerweile nur noch knapp die Hälfte der Beschäftigten in ihren Verträgen stehen. Viele von ihnen arbeiten nach Ausnahmeregeln mehr. Die tatsächliche Wochenarbeitszeit liegt fast bei jedem Vierten über 40 Stunden. Viele arbeiten auch am Wochenende. In einer Umfrage der IG Metall hatten 80 Prozent der Beschäftigten für die Möglichkeit einer vorübergehenden Senkung der Arbeitszeit plädiert. Die IG Metall fordert deshalb ein individuelles Recht für die Arbeitnehmer in ganz Deutschland, die Wochenarbeitszeit befristet auf bis zu 28 Stunden verkürzen zu können.

ARBEITGEBER BEFÜRCHTEN FACHKRÄFTEMANGEL

Damit Beschäftigte wegen kürzerer Arbeitszeiten nicht mehr in eine "Teilzeitfalle" geraten, solle es einen Anspruch auf Rückkehr in Vollzeit geben, erklärte Hofmann. Arbeitnehmer, die zur Pflege von Angehörigen oder Betreuung von Kindern zeitweise kürzer treten wollen, sollen einen Entgeltzuschuss bekommen. Diesen müssten nach Vorstellung der Gewerkschaft die Arbeitgeber finanzieren. Die IG Metall will außerdem Regelungen zu einem Personalausgleich aushandeln, damit nicht andere Beschäftigte die Arbeit der Teilzeiter erledigen müssen und belastet werden.

Die Arbeitgeber lehnen die schon länger diskutierten Arbeitszeitideen ab. Ein Anspruch auf Arbeitszeitverkürzung verschärfe den Fachkräftemangel, warnte Dulger. "Die Forderungen gehen an dem Alltag in unseren Betrieben vorbei", ergänzte er. Für die meisten Arbeitszeitwünsche der Beschäftigten fänden sich schon heute Lösungen. Gesprächsbereit sei Gesamtmetall über Arbeitszeitregeln, die Betrieben und Beschäftigten gerecht würden. Aber die Arbeit müsse immer erledigt werden - und sie dürfe nicht noch teurer werden.

Die Tarifverhandlungen in den Bezirken sollen Mitte November starten. Die Gewerkschaft rechnet nach Worten Hofmanns mit einer schwierigen Runde und einem "Verhandlungsmarathon". Protestaktionen der Beschäftigten wären nach dem Ende der Friedenspflicht Anfang Januar möglich. Im Schnitt lagen die Tariferhöhungen in der Metall- und Elektrobranche bei etwa 60 Prozent der geforderten Rate.

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