Reuters

Umwelthilfe setzt Überprüfung von BMW-Dieselautos durch

05.12.2017
um 16:41 Uhr

- von Reinhard Becker

Berlin (Reuters) - Wegen mutmaßlicher Abgastricksereien wird nun auch BMW näher untersucht.

Das Kraftfahrtbundesamt gehe Vorwürfen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nach, wonach es bei dem Münchner Autobauer ebenfalls den Verdacht auf eine Abschalteinrichtung gebe, teilte das Bundesverkehrsministerium am Dienstag mit. Die DUH hatte die Regierung zuvor zu einer technischen Überprüfung von BMW-Dieselfahrzeugen gedrängt. Vorliegende Messergebnisse lieferten "sehr klare Indizien", sagt Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch in Berlin. BMW wies die Vorwürfe zurück. "Fahrzeuge der BMW Group sind nicht manipuliert - das haben auch behördliche Nachprüfungen weltweit immer wieder belegt", erklärte Vorstand Klaus Fröhlich.

Die Umwelthilfe hatte die Abgaswerte eines BMW 320d (Euro 6 Norm) im realen Betrieb auf der Straße messen lassen und dabei deutliche Schwankungen festgestellt: Während das Fahrzeug laut DUH auf dem Prüfstand den Stickoxid(NOx)-Grenzwert einhielt, waren die Emissionen auf der Straße um das bis zu 7,2-Fache höher. Ursache für diese Werte sei vor allem, dass die Abgasrückführung unter bestimmten Bedingungen teilweise praktisch abgeschaltet werde.

Die DUH hat nach eigenen Angaben die Prüfunterlagen zum BMW 320d dem kommissarischen Bundesverkehrsminister Christian Schmidt (CSU) und dem Kraftfahrtbundesamt übermittelt. Beide Behörden wurden aufgefordert, die Typzulassung zu überprüfen. "Sollten sich unsere Messungen bestätigen, sollten sie die Typzulassung entziehen und gleichzeitig einen amtlichen Rückruf für alle Fahrzeuge veranlassen, die eine ähnliche Abgasreinigung haben", forderte Resch.

"Motorschutzgründe" können nach Ansicht der DUH nicht vorgebracht werden, da die Abgasreinigung in allen normalen Betriebssituationen in vollem Umfang funktionieren müsse: "Wenn man das Fahrzeug auf dem Prüfstand misst, ist es ein sauberes Fahrzeug. Auf der Straße ist es aber deutlich schmutziger", sagte der Projektleiter für die Abgasmessungen, Axel Friedrich: "Wir vermuten, dass eine Art der Abspeicherung der Kenndaten für den Prüfstand enthalten ist. Es ist nicht unsere Aufgabe dies zu untersuchen, sondern Aufgabe des Kraftfahrtbundesamtes." BMW trage bislang nichts dazu bei, Aufklärung zu leisten.

"UNTYPISCHE FAHRWEISEN"

BMW-Vorstandsmitglied Fröhlich erklärte, im Test seien "bewusst und zielgerichtet" untypische Fahrweisen im Randbereich erzwungen worden, um "plakative Emissionswerte" zu konstruieren. BMW werde sich gegen "falsche Berichterstattung" mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzen.

Abschalteinrichtungen bei Autos können den Schadstoffausstoß beeinflussen. VW hat den massenhaften Gebrauch von illegalen Abschalteinrichtungen bei seinen Dieselautos zugegeben - und in den USA bereits hohe Strafen gezahlt. Den DUH-Untersuchungen zufolge wurde die Abgasrückführung bei dem untersuchten BMW oberhalb von 3.500 Umdrehungen komplett abgeschaltet. "Wir halten es für nicht akzeptabel, dass hier offensichtlich bei Nicht-Prüfsituationen eine andere Abgasreinigungsstrategie gefahren wird, die zu einer ganz erheblichen Belastung der innerstädtischen Atemluft führt", sagte Resch. Das Unternehmen habe sich bei dem getesteten Modell offenbar bei der Abgasbehandlung im oberen Drehzahlbereich dafür entschieden, "sportlich und nicht sauber" zu sein.

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