Reuters

Boeing spricht mit Regionaljet-Anbiet Embraer über Fusion

22.12.2017
um 07:41 Uhr

Sao Paulo/Brasilia (Reuters) - Der Airbus-Erzrivale Boeing und der brasilianische Regionaljet-Anbieter Embraer verhandeln nach eigenen Angaben über eine Fusion.

Über Einzelheiten eines Zusammenschlusses werde noch verhandelt, teilte Embraer am Donnerstag mit. Allerdings müsste das Geschäft von der brasilianischen Regierung genehmigt werden, die sich auch nach der vollständigen Privatisierung 2006 ein Vetorecht gesichert hat. Die Nachricht beflügelte dennoch Aktien des Unternehmens, die um etwa 30 Prozent nach oben gingen. Boeing-Papiere gaben um 0,7 Prozent nach.

Sollten die Verhandlungen erfolgreich sein, würde sich die Flugzeugbaubranche zu einem Duopol entwickeln: Airbus hatte in diesem Herbst 50,01 Prozent am Regionaljet-Programm CSeries des kanadischen Konzerns Bombardier übernommen, das direkt mit den E-Jets von Embraer konkurriert. Bombardier und Embraer hatten sich jahrzehntelang ein Duell im Bereich kleinerer Jets mit 70 bis 100 Sitzen geliefert. Airbus und Boeing kämpfen dagegen um Aufträge für mittelgroße Jets und Langstreckenmaschinen. Die Übernahme der CSeries durch Airbus könnte dieser Aufteilung ein Ende bereitet haben.

Branchenkreisen zufolge wurde bei Boeing und Embraer schon länger über eine engere Partnerschaft nachgedacht. Die Unternehmen arbeiten etwa bei Fragen der Flugsicherheit und der Entwicklung neuer Treibstoffe zusammen. Zudem vermarkten sie den Militärtransporter KC-390 von Embraer gemeinsam.

INSIDER: REGIERUNG LEHNT EMBRAER-KOMPLETTVERKAUF AB

Dem "Wall Street Journal" zufolge wurden die Verhandlungen zwischen den beiden Unternehmen unterbrochen, um auf eine Reaktion der brasilianischen Regierung zu warten. Aus Regierungskreisen in Brasilia verlautete, die Gespräche seien noch in einer frühen Phase. Die Regierung ist demnach für Embraer-Partnerschaften im Bereich der kommerziellen Luftfahrt offen. Ein kompletter Verkauf werde allerdings abgelehnt. Dem "WSJ" zufolge ging es in den Gesprächen mit Boeing um einen Preis, der deutlich über dem Embraer-Börsenwert von 3,7 Milliarden Dollar liegt.

Zum Kassenschlager von Embraer hat sich der E-Jet entwickelt, der etwa in Nordamerika weit verbreitet ist und auf Routen eingesetzt wird, auf denen Maschinen von Boeing oder Airbus zu groß wären. Die Lufthansa hat insgesamt 26 Embraer E190 und E195 in ihrer Flotte, während die neue CSeries von Bombardier bei der Tochter Swiss zum Einsatz kommt.

Airbus SE

WKN 938914 ISIN NL0000235190

Boeing Co.

WKN 850471 ISIN US0970231058

BOMBARDIER INC.

WKN 866671 ISIN CA0977512007

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125