- von Peter Maushagen
Brüssel (Reuters) - Die EU-Wettbewerbsbehörde geht gegen den US-Chipbauer Qualcomm wegen Marktmissbrauchs mit einer Milliarden-Strafe vor.
Qualcomm habe Apple über Jahre viel Geld gezahlt, damit der US-Elektronikriese Chips für iPhones und iPads nicht bei anderen Zulieferern kauft, teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit. "Damit konnte kein Konkurrent, gleich wie gut seine Produkte waren, Qualcomm auf diesem Markt herausfordern", sagte Kommissarin Margrethe Vestager. Genau beläuft sich die Buße auf 997 Millionen Euro, was 4,9 Prozent des Jahresumsatzes von Qualcomm entspricht. Apple wird nicht belangt. Die Kommission in Brüssel ist das oberste Kartellamt der EU. Qualcomm will die Strafe anfechten.
Konkret geht es in dem Fall um Halbleiter, die in Handys für Datenfunkverbindungen zuständig sind. Die Chips sind elementar für den modernen Mobilfunk. Beim derzeit vorherrschenden Standard LTE hat Qualcomm mit seiner Technologie die Nase mit einem Marktanteil von über 90 Prozent weit vorne.
Die Dominanz nutzte der Konzern aus dem kalifornischen San Diego Vestager zufolge rechtswidrig aus. Qualcomm habe für mehr als fünf Jahre bis 2016 den Wettbewerb auf diesem Markt behindert, indem das Unternehmen Milliarden an Apple gezahlt habe, damit dieser nicht bei Rivalen einkauft. Es habe sich dabei nicht einfach um Preisnachlässe gehandelt - sie wurden unter der Bedingung geleistet, dass Apple in sämtlichen iPhone- und iPad-Geräten ausschließlich Qualcomm-Chipsätze verwendet, sagte die Dänin.
Qualcomm kommt derzeit nicht zur Ruhe. Mit Apple liefert sich der Konzern eine Vielzahl juristischer Gefechte. Zudem muss Qualcomm um seine Unabhängigkeit fürchten, da Rivale Broadcom in einer feindlichen Übernahme 103 Milliarden Dollar für das Unternehmen bieten will.