Reuters

Credit Suisse will Verlustjahre hinter sich lassen

14.02.2018
um 14:21 Uhr

Zürich (Reuters) - Nach drei Jahren mit tiefroten Zahlen sieht sich die Credit Suisse an einem Wendepunkt.

Dank Fortschritten bei dem Ende 2015 angestoßenen Konzernumbau steuert die zweitgrößte Schweizer Bank im laufenden Jahr erstmals seit 2014 wieder auf einen Gewinn zu. Das neue, vor allem auf reiche Privatkunden ausgerichtete Geschäftsmodell greife, sagte Konzernchef Tidjane Thiam. "Es war harte Arbeit und ist gibt immer noch viel zu tun", erklärte der Ivorer. "Aber viele Indikatoren zeigen in die richtige Richtung." Das Jahr habe gut begonnen. Das gelte insbesondere für das Handelsgeschäft, in dem die Erträge in den ersten sechs Wochen zweistellig zugelegt hätten.

Im vergangenen Jahr wies die Credit Suisse nochmals einen Verlust von 983 Millionen Franken aus. In den beiden Vorjahren hatte das Institut in Summe bereits rund 5,6 Milliarden Franken verloren. Schuld an dem neuen Fehlbetrag ist allerdings die US-Steuerreform, die zu einer Sonderbelastung von rund 2,3 Milliarden Franken führte und auch bei den Abschlüssen der Rivalen Deutsche Bank, UBS oder den großen amerikanischen Instituten Bremsspuren hinterließ. Auf ihre Boni verzichten müssten die Manager und Mitarbeiter dennoch nicht, weil sie nicht für die Steuerpolitik von US-Regierung verantwortlich gemacht werden könnten, sagte Thiam.

Denn im Tagesgeschäft lief es der Credit Suisse dank etwas höherer Einnahmen, vor allem aber tiefen Einschnitten bei den Kosten, deutlich besser als noch im Vorjahr. Der Vorsteuergewinn kletterte auf 1,8 Milliarden Franken. Dennoch hat die Bank noch einen langen Weg vor sich. Bis 2020 peilt Credit Suisse eine Gewinnsteigerung auf fünf bis 5,5 Milliarden Franken an. Mirabaud-Fondsmanager Thomas Jäger sieht die Bank auf gutem Weg: "Sie machen große Schritte nach vorne bei der Kostenbasis und in einem guten Umfeld sollten sie überproportional profitieren, wenn es bei den Erträgen bergauf geht." Andere Investoren sahen das ähnlich, die Credit-Suisse-Aktien kletterten 3,2 Prozent.

ALLES FÜR DIE SUPERREICHEN

In vier von fünf Divisionen verbesserte Credit Suisse das Ergebnis. Den größten Sprung machte dabei der Wertpapierhandel, der trotz einer geschrumpften Angebotspalette bei den Kunden gut ankomme, erklärte Thiam. Der ehemalige Versicherungsmanager hat die Risiken des Konzerns vor allem im Handel drastisch reduziert und das Unternehmen ganz auf Superreiche ausgerichtet, bei denen die Bank ihre Stärken ausspielen könne. "Wird sind gut im Investmentbanking und in der der Vermögensverwaltung und diese Kunden nutzen beides", erklärte Thiam. So könne die Bank etwa einem Unternehmer, der seine Firma mit Hilfe der Credit Suisse an die Börse gebracht habe, die Verwaltung des mit der Transaktion erlösten Geldes übernehmen. Über drei Viertel der neu eingesammelten Vermögen stammten von Personen mit mindestens 50 Millionen Franken. Vor zwei Jahren entfielen erst rund die Hälfte der Neugelder auf Superreiche.

Mit der engen Verzahnung von Vermögensverwaltung und Beratung hat die Bank offenbar einen Nerv getroffen, denn das Institut wuchs zuletzt schneller als der Erzrivale UBS. "In der Erfolgsrechnung sehen wir nach wie vor Anzeichen, dass es im Asset-Gathering-Geschäft der CS deutlich besser läuft als bei der UBS", erklärte ZKB-Analyst Javier Lodeiro.

Während die Credit Suisse positiv überraschte, sorgte die ebenfalls in einem tiefgreifenden Umbau steckende Deutsche Bank mit ihrer Jahresbilanz Anfang Monat für Ernüchterung. Konzernchef John Cryan musste einräumen, dass 2018 die Kosten mit 23 Milliarden Euro um eine Milliarde Euro über dem Ziel liegen werden.[nL8N1PS1EX] Das strategische Problem bei den Frankfurtern: Sie sind stark vom Anleihen-Geschäft abhängig, das sich seit Jahren im Krebsgang befindet. Und in einem zweiten wichtigen Standbein, dem Geschäft mit deutschen Privat- und Firmenkunden, erlitt die Bank zuletzt einen Gewinneinbruch.

Credit Suisse Group AG

WKN 876800 ISIN CH0012138530

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008

JPMorgan Chase & Co.

WKN 850628 ISIN US46625H1005

The Goldman Sachs Group Inc.

WKN 920332 ISIN US38141G1040