Siemens-Rivale ABB segelt in schwerer See
Zürich (Reuters) - Der Industriekonzern ABB kämpft seinem Chef Ulrich Spiesshofer zufolge mit heftigem Gegenwind. Die Lage sei herausfordernder als noch zu Jahresbeginn angenommen, sagte der Manager am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Das Wachstum in China habe sich deutlich verlangsamt, Kunden in der Gas- und Ölsindustrie investierten weniger und der US-Markt sei nicht mehr so stark wie im zweiten Quartal 2014. "Insgesamt würde ich die gegenwärtige Situation als Segeln in schwerer See angesichts einer wirklich herausfordernden Lage am Markt charakterisieren", fügte Spiesshofer hinzu. Der Siemens-Rivale wolle aber Kurs halten: "Aktuell gibt es keinen Grund, unsere Ziele bis zum Jahr 2020 zu ändern, aber kurzfristig bewegen wir uns in einem schwierigeren Umfeld."ABB hat sich bis 2020 unter anderem ein Umsatzwachstum zwischen vier und sieben Prozent zum Ziel gesetzt, die Kernmargen sollen bei elf bis 16 Prozent liegen. ABB wolle nicht um jeden Preis wachsen und dabei auf Marge verzichten, betonte der Konzernchef. ABB hatte im Auftaktquartal einen Umsatzrückgang um zehn Prozent auf 8,5 Milliarden US-Dollar hinnehmen müssen. Der Nettogewinn stieg dagegen auch durch Einsparungen um vier Prozent auf 564 Millionen Dollar. Analysten bemängelten damals, dass ABB hinter den Erwartungen für die operativen Renditen zurückblieb. Am 23. Juli will der Konzern Zahlen für das zweite Quartal vorlegen. Der schwache Ölpreis setzt den Ausrüstern der Förderbranche derzeit immer stärker zu. Wegen der schwindenden Einnahmen drosseln die Ölfirmen ihre Ausgaben für neue Technik, die Erschließung von Schiefergas und -öl rechnet sich immer weniger.Spiesshofer muss sich zudem mit einem neuen Großaktionär auseinandersetzen. Der Finanzinvestor Cevian ist bei ABB eingestiegen, am Dienstag teilte die schwedische Aufsichtsbehörde FSA mit, dass der Anteil auf 5,1 Prozent erhöht worden sei. Cevian ist unter anderem auch bei ThyssenKrupp engagiert. ABB begrüße jeden langfristig orientierten Investor, der die Ansicht teile, dass der Konzern zusätzlichen Wert schaffen könne, sagte Spiesshofer. Das Unternehmen verfolge eine klare Strategie - jeder Beitrag für deren Optimierung sei willkommen. Die Kunden des Konzerns schätzten ABB zudem als breit aufgestelltes Unternehmen.