Reuters

Porsche-Manager im Dieselskandal verhaftet

20.04.2018
um 15:16 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Wegen des Dieselskandals sitzt ein weiterer Auto-Manager in Haft.

Ein Porsche-Manager sei am Donnerstag wegen Verdunkelungs- und Fluchtgefahr in Untersuchungshaft genommen worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart am Freitag. Einem Insider zufolge handelt es sich dabei um den Motorenchef Jörg Kerner. Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen zwei Manager und einen ehemaligen Mitarbeiter der Volkswagen-Tochter, darunter einem Insider zufolge Entwicklungsvorstand Michael Steiner. Ein Porsche-Sprecher lehnte einen Kommentar zu laufenden Ermittlungen und den beschuldigten Personen ab.

Porsche-Chef Oliver Blume schrieb in einem Brief an die Mitarbeiter, er weise den Vorwurf zurück, dass Porsche von Manipulationen bei den von der Schwestermarke Audi entwickelten Dieselmotoren gewusst habe. Porsche selbst habe keine Dieselmotoren gebaut. "Meine Vorstandskollegen und ich tun alles dafür, um den Sachverhalt so schnell wie möglich aufzuklären", schrieb Blume in dem Brief, der Reuters in Auszügen vorlag.

Erst am Mittwoch hatten Ermittler der Landeskriminalämter von Bayern und Baden-Württemberg wegen Betrugsverdachts bei einer Großrazzia Büros von Porsche und Audi an zehn Standorten durchsucht und Unterlagen sichergestellt. Dabei richteten sich die Betrugsermittlungen mit Steiner erstmals auch gegen ein aktives Vorstandsmitglied eines deutschen Autobauers. Die Staatsanwaltschaft München hat deswegen zudem 17 Beschuldigte bei Audi im Visier. Hier ermittelt sie auch in Vorstands-Kreisen, hat sich bisher aber keinen bestimmten Top-Manager herausgegriffen. Die Behörden gehen dem Verdacht nach, dass in den Dieselmotoren eine unzulässige Abschalteinrichtung zur Abgasmanipulation eingebaut und das jahrelang geheimgehalten wurde.

Der Dieselskandal, der im September 2015 in den USA aufflog, zieht immer weitere Kreise. In Haft sitzt bereits der VW-Manager Oliver Schmidt, der in den USA wegen der Beteiligung an einer Verschwörung zum Betrug zu sieben Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt worden war. Ein weiterer VW-Ingenieur war wegen seiner Rolle in dem Skandal zu drei Jahren und vier Monaten verurteilt worden. In Untersuchungshaft in Deutschland sitzt der frühere Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz, der zuvor bei Audi und im VW-Konzern unterhalb des Vorstands die Motorenentwicklung leitete. Gegen eine Kaution und weitere Auflagen wurde ein früherer Audi-Motorenentwickler aus der Untersuchungshaft entlassen.

Die Ermittlungen gegen Porsche wurden im Sommer 2017 bekannt. Nicht nur gegen den VW-Konzern und seine Töchter Audi und Porsche, sondern auch gegen Daimler, BMW und den Zulieferer Bosch wird wegen möglichen Betrugs mit Abgaswerten ermittelt. Daimler war im vergangenen Mai Ziel einer bundesweiten Razzia der Stuttgarter Staatsanwaltschaft.

Audi AG

WKN 675700 ISIN DE0006757008
Audi AG Chart
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Bayerische Motoren Werke AG

WKN 519000 ISIN DE0005190003

Mercedes-Benz Group AG

WKN 710000 ISIN DE0007100000

Porsche Automobil Holding SE

WKN PAH003 ISIN DE000PAH0038

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039