Reuters

VW-Chef treibt auf wichtigem Markt China zur Eile an

24.04.2018
um 17:21 Uhr

- von Ilona Wissenbach

Peking (Reuters) - Volkswagen drückt unter seinem neuen Chef Herbert Diess in seinem wichtigsten Markt China aufs Tempo.

Die Investitionen in Elektroautos werden mit den chinesischen Partnerunternehmen auf 15 Milliarden Euro erhöht und sollen schon bis 2022 und damit drei Jahr früher als zuvor geplant ausgegeben werden. Zugleich schließt der Konzern neue Partnerschaften, um bei Mobilitätsdiensten wie Car-Sharing nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden. VW habe einen sehr positiven Start ins Jahr 2018 erlebt. "Aber wir müssen schneller werden!", forderte Diess bei seinem ersten Auftritt in China als neuem Vorstandschef. Denn in China gehe der Wandel der Autoindustrie - hin zu Fahrzeugen, die mit Strom, autonom und jederzeit online fahren - schneller als anderswo.

Diess hat Mitte April überraschend Matthias Müller als Chef des weltweit größten Autokonzerns abgelöst. Er baut die Führung um in sechs Geschäftsfelder, wobei die Marken künftig gebündelt in den Segmenten Massenmarkt, Premium und Luxus gemanagt werden. So will Diess erreichen, dass der schwerfällige Tanker VW wendiger wird. "Da geht es um Geschwindigkeit, die neue Organisation soll dazu dienen, Entscheidungen schneller zu treffen", sagte er. Unter den neuen Modellen, die VW kurz vor Beginn der Messe dem Fachpublikum präsentiert, ist auch ein Elektro-SUV mit mehr als 300 Kilometern Reichweite. Das erste Modell der neuen Marke "Sol", die VW zusammen mit dem chinesischen Hersteller C (JAC) aufbauen will, soll schon im zweiten Halbjahr auf den Markt kommen, wie VW-China-Chef Jochem Heizmann ankündigte. Von den 40 Neuheiten mit alternativem Antrieb, die die Niedersachsen bis 2025 planen, solle ein Großteil rein elektrisch werden.

Alle Autobauer stecken derzeit viel Geld in die Entwicklung so genannter New Energy Vehicles, um die von China ab 2019 verlangte Quote von zehn Prozent für Elektroautos einzuhalten. Der Marktanteil der Stromer ist auch im Reich der Mitte noch gering, wird vom Staat aber zum Beispiel damit vorangetrieben, indem in den Metropolen Peking oder Shanghai E-Autos leichter eine Zulassung bekommen.

NEUE UND ALTE PARTNER

Während sich VW neue chinesische Partner wie den Spezialisten für Spracherkennung Mobvoi, den Fahrdienstleistern Shouqui oder Didi für neue Dienstleistungen sucht, setzt der Konzern weiter auf die in mehr als 30 Jahren gewachsene Kooperation mit den bisherigen Joint-Venture-Partnern Saic und FAW. Die Regierung hat zwar angekündigt, bis 2022 die Vorschrift zu Gemeinschaftsunternehmen in der Automobilproduktion abzuschaffen. Es gebe keine Notwendigkeit, viel zu verändern, erklärt Heizmann. Wichtiger sei das grundlegende Signal Chinas, dem Wettbewerb in der Wirtschaft mehr Luft zu lassen. "Wir haben eine Spitzenposition erreicht in China und wollen die halten", sagte Diess. Die Zusammenarbeit mit den Partnerfirmen habe VW nicht daran gehindert, sondern geholfen.

Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche lobte bei der Präsentation einer speziell für China gebauten Limousine des Kompaktwagens A-Klasse die "sehr erfolgreiche Zusammenarbeit" mit BAIC und BYD. "Sollten wir etwas ändern, würden wir das im Gespräch mit unseren Partnern angehen." Nur nach Rücksprache mit BAIC würden die Schwaben auch mit ihrem neuen chinesischen Großaktionär Li Shufu, dem Chef des heimischen Autobauers Geely, enger zusammenarbeiten. Doch da gebe es noch keine genauen Pläne, sagte Zetsche. Das "Manager-Magazin" hatte berichtet, Daimler ziehe eine Zusammenarbeit mit der schwedischen Geely-Tochter Volvo und sogar eine Beteiligung über einige Prozent an ihr in Betracht.

Mercedes-Benz Group AG

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