Reuters

Ex-VW-Chef Winterkorn in den USA im Dieselskandal angeklagt

04.05.2018
um 06:46 Uhr

Washington (Reuters) - Im Dieselskandal gerät nun auch die frühere VW-Führungsspitze in das Visier der US-Justiz.

Die Staatsanwaltschaft in Detroit gab am Donnerstag bekannt, dass gegen Ex-Volkswagen-Chef Martin Winterkorn vor dem US-Bundesgericht der Stadt Anklage erhoben worden ist. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Verschwörung zur Täuschung der Behörden bei den Abgasmanipulationen vor, wie aus der Anklageschrift hervorgeht. Die Anklage war schon im März geheim erhoben worden, wurde aber erst jetzt bekannt. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte, Winterkorn sei derzeit nicht in Polizeigewahrsam. Weitere Informationen über den Aufenthaltsort lagen zunächst nicht vor.

Selbst US-Justizminister Jeff Sessions äußerte sich zu dem Fall. Er erklärte schriftlich, die Vorwürfe zeigten, dass das System der Täuschung bis an die Spitze des Volkswagen-Konzerns reiche.

Ein VW-Sprecher betonte, man kooperiere weiterhin vollumfänglich mit dem US-Justizministerium "in Bezug auf Handlungen von Individuen. Es wäre nicht angemessen, zu individuellen Verfahren Stellung zu nehmen." Winterkorn war kurz nach Bekanntwerden des Dieselskandals 2015 von seinem Posten als VW-Chef zurückgetreten.

Der Topmanager hatte in der Vergangenheit mehrfach ausgesagt, erst im September 2015 von den millionenfachen Abgasmanipulationen erfahren zu haben. Gegen ihn ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen Betrugs und Marktmanipulation - dem Vorwurf, die Anleger zu spät über die Abgasmanipulation unterrichtet zu haben. Der Zeitpunkt, wann der VW-Chef nachweislich darüber informiert war, ist entscheidend für die Strafverfolger wie für klagende VW-Aktienanleger. Denn Volkswagen informierte erst am 22. September 2015 per Pflichtmitteilung über erste Rückstellungen wegen des Gesetzesverstoßes in den USA. Dieser war am 18. September bekannt geworden.

Der Dieselskandal war im September 2015 in den USA aufgeflogen. VW gab daraufhin zu, Abgaswerte mit einer illegalen Abschalteinrichtung manipuliert zu haben. Diese erkennt, ob ein Auto auf dem Prüfstand getestet wird und reguliert auch nur dann den Schadstoffausstoß. Im normalen Verkehr auf der Straße ist das System dagegen abgeschaltet. Volkswagen bekannte sich in den USA schuldig und akzeptierte eine milliardenschwere Wiedergutmachung an Kunden und Behörden sowie eine Strafzahlung. Einschließlich weiterer Rückstellungen kostet der Skandal die Wolfsburger in den USA bisher umgerechnet mehr als 25 Milliarden Euro.

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