Reuters

BASF-Chef erwartet weiteren Umbau - "Eine Daueraufgabe"

04.05.2018
um 14:16 Uhr

Mannheim (Reuters) - Nach den jüngsten Zukäufen sieht der scheidende BASF-Chef Kurt Bock den Chemieriesen vor weiteren Veränderungen.

"Wir stellen unsere Geschäfte immer wieder auf den Prüfstand", sagte Bock auf der Hauptversammlung in Mannheim. "Dieser Umbau unseres Portfolios ist eine Daueraufgabe. Das wird uns auch künftig erheblich beschäftigen." BASF könne dadurch zusätzlichen Wert erzielen. Bock hatte wiederholt Kritik für seine zurückhaltende Akquisitionspolitik geerntet. Im letzten Jahr seiner Amtszeit überraschte er aber mit der möglichen Trennung vom Öl- und Gasgeschäft und dem Einstieg ins Saatgutgeschäft durch den Kauf von Bayer-Aktivitäten für 7,6 Milliarden Euro.

"Sie haben sich das Beste für den Schluss Ihrer Amtszeit aufgehoben und es scheint, als sei die Rechnung aufgegangen", sagte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment. Mit Bock gehe eine "Ära von Berechenbarkeit und Kontinuität" zu Ende. Er habe "starke Zahlen" geliefert, die der Kapitalmarkt aber nicht honoriert habe. Speich führte dies auf das komplexe Geschäftsmodell von BASF zurück. Die Investoren bevorzugten sogenannte "Pure Plays" – Unternehmen mit schlanken und fokussierten Geschäftsmodellen, die es auch in der Chemie gebe.

"Die großen Tanker wie BASF mit ihren sehr breit diversifizierten Geschäftsmodellen werden vom Markt dagegen mit einem Konglomeratsabschlag bestraft, das Ganze ist weniger wert als die Summe der Teile." Um sich aus diesem Dilemma zu befreien, müsse BASF "die richtige Balance zwischen Kontinuität und Wandel finden" und die Komplexität im Unternehmen reduzieren, forderte Speich. Bocks Nachfolger, Vizechef Martin Brudermüller, der mit Ablauf der Hauptversammlung das Ruder übernimmt, hat bereits klargemacht, dass er keinen fundamentalen Kurswechsel plant. Er wolle das Unternehmen vor allem "evolutionär" weiter entwickeln.

"BASF MUSS SICH NICHT IN 80 TEILE ZERLEGEN"

Brudermüller schwört auf das Verbundsystem, mit dem der Konzern eine große Bandbreite von Chemikalien in seiner Wertschöpfungskette selbst herstellen kann. An der Börse sind dagegen Abspaltungen und Börsengänge en vogue. Die BASF-Rivalen Dow Chemical und DuPont aus den USA etwa fusionierten nur, um sich danach wieder in drei Teile aufzuspalten. Für die Ludwigshafener kommt das nicht in Frage: "Nur weil Pure-Play-Companies gerade in Mode sind, muss sich die BASF nicht in 80 Teile zerlegen", sagte Bock. Weitere Zukäufe sind dagegen geplant, im Agrarchemiegeschäft halte BASF nach weiteren passenden Akquisitionskandidaten Ausschau.

Von BASF verabschiedet sich Bock, der lange auch Finanzchef war, mit einem leichten Ergebnisplus zum Jahresstart. Der operative Gewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen stieg im ersten Quartal um zwei Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Dabei profitierte der Konzern vor allem von unerwartet starken Geschäften mit Basischemikalien sowie Öl- und Gas. In den Spezialchemiegeschäften gab das Ergebnis dagegen unter anderem wegen gestiegener Rohstoffkosten deutlich nach. Der Umsatz sank um ein Prozent auf 16,6 Milliarden Euro. Höhere Verkaufspreise und ein gestiegener Absatz wurden dabei von negativen Währungseffekten völlig aufgezehrt.

Für das Gesamtjahr bekräftigte Bock die Prognosen. "Das ist anspruchsvoll, denn 2017 war ein sehr gutes Jahr für BASF." 2018 soll der Umsatz leicht zulegen. Der bereinigte Betriebsgewinn soll ebenfalls leicht über dem Vorjahresniveau von 8,3 Milliarden Euro liegen, darunter versteht der Vorstand einen Anstieg um bis zu zehn Prozent. "Ich wünsche dem neuen Vorstand ein glückliches Händchen, das auch gefälligst zu erreichen", gab Bock seinem Nachfolger mit auf den Weg.

BASF SE

WKN BASF11 ISIN DE000BASF111

Bayer AG

WKN BAY001 ISIN DE000BAY0017