Reuters

E.ON beugt sich dem Druck der Politik und behält Atomkraftwerke

10.09.2015
um 09:06 Uhr
Düsseldorf (Reuters) - Der Energiekonzern E.ON hält unter dem Druck der Bundesregierung nun doch an seinen deutschen Atomkraftwerken fest und muss für deren milliardenschweren Abriss geradestehen. Die Aktie geriet am Donnerstag vorbörslich unter Druck, nachdem der Konzern am Mittwochabend angekündigt hatte, seine Kernkraftwerke in Deutschland nicht wie geplant in die neue Gesellschaft Uniper abzuspalten. "Wir können und wollen nicht auf etwaige politische Entscheidungen warten, die die Abspaltung von Uniper verzögern könnten", sagte Vorstandschef Johannes Teyssen. Er reagiert damit auf die Pläne für eine Änderung des Haftungsgesetzes. Die Bundesregierung will damit verhindern, dass E.ON im Fall einer Abspaltung der Atomkraftwerke in eine neue Gesellschaft nur noch fünf Jahre für zusätzliche Kosten haften muss. Der Abriss und die Lagerung des Jahrtausende strahlenden Mülls wird Unsummen verschlingen.Die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hätten dazu geführt, dass E.ON nach der endgültigen Abgabe aller Uniper-Anteile für die Atomkraftwerke zwar weiter haften müsste, aber keine Kontrolle mehr über die Anlagen hätte. Insbesondere das Risiko einer gesetzlich verankerten Entkopplung zwischen Haftung und unternehmerischem Einfluss sei nicht tragbar, betonte Teyssen. Seiner Einschätzung nach seien die Pläne Gabriels zwar verfassungswidrig. Eine jahrelangen Rechtstreit wolle E.ON aber nicht abwarten.TEYSSEN WOLLTE ABSPALTUNG "UM JEDEN PREIS" Kritiker des Konzerns hatten E.ON schon unmittelbar nach der Ende 2014 angekündigten Abspaltung der AKW vorgeworfen, sich damit aus der Verantwortung ziehen zu wollen. Deswegen hatte auch die Bundesregierung ihre Pläne für eine Gesetzesänderung auf den Weg gebracht. Teyssen war dagegen Sturm gelaufen. Einige Analysten, Insider und Branchenexperten bezweifelten, dass die Aufspaltung nach einer Haftungsänderung noch Sinn mache. "Ich werde diesen Prozess zu einem erfolgreichen Ende führen, koste es, was es wolle", hatte Teyssen noch vor drei Wochen gesagt.An seinen übrigen Abspaltungsplänen hält er auch jetzt fest. In Uniper werden unter anderem die Kohle- und Gaskraftwerke und der Energiehandel ausgelagert. E.ON werde sich ab Anfang 2016 auf das Ökostromgeschäft, den lukrativen Betrieb der Strom- und Gasnetze und Energiedienstleistungen konzentrieren. Die deutschen Atomkraftwerke gehören zwar zu E.ON, werden aber in einer gesonderten Einheit unter dem früheren Unternehmensnahmen "Preußen Elektra" aus Hannover geführt. E.ON betreibt noch drei Atomkraftwerke in Deutschland und ist an drei weiteren beteiligt.ERNEUT MILLIARDENABSCHREIBUNGEN - DIVIDENDE BESTÄTIGT Der Versorger hält sich mit der Bündelung der Anlagen bei Preußen Elektra auch die Möglichkeit offen, die Meiler mitsamt der milliardenschweren Rückstellungen in einen Atomfonds oder eine Atomstiftung einzubringen, sollte sich die Politik für ein solches Modell aussprechen. Eine Kommission soll in den kommenden Monaten im Auftrag der Bundesregierung prüfen, wie sich die Restlaufzeit der deutschen AKW bis spätestens Ende 2022 und der anschließende Abriss am besten organisieren lassen. Ergebnisse sollen bis Ende November vorliegen.Im laufenden Quartal erwartet E.ON derweil Wertberichtigungen im höheren einstelligen Milliarden-Euro-Bereich. Das führe zu einem erheblichen Konzernverlust für das Geschäftsjahr 2015. Es bleibe aber bei der geplanten Dividende von 50 Cent je Aktie. Für 2014 hatte E.ON 60 Cent je Aktie ausgeschüttet - nach einem Verlust von mehr als drei Milliarden Euro.

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