Washington/La Malbaie (Reuters) - Vor dem G7-Gipfel in Kanada hat US-Präsident Donald Trump mit der Forderung nach einer Rückkehr Russlands in den Kreis der größten Industriestaaten für Wirbel gesorgt.
Kurz vor seinem Abflug zu dem Treffen in Quebec sagte er am Freitag vor Reportern, es gehe darum, "die Angelegenheiten der Welt zu regeln": Daher solle Russland wieder mit am Verhandlungstisch sitzen, auch wenn dies nicht "politisch korrekt" erscheinen möge. Während sich Italiens neuer Ministerpräsident Giuseppe Conte der Forderung anschloss, waren aus britischen Regierungskreisen skeptische Töne zu hören: Russland müsse sein Verhalten ändern, bevor es zu Gesprächen über eine Wiederaufnahme kommen könne, hieß es.
Auch G7-Gastgeberland Kanada bleibt hart. Ein Sprecher von Ministerpräsident Justin Trudeau sagte, an der ablehnenden Position der Regierung habe sich nichts geändert. Trotz der Fürsprache Trumps hat Russland nach eigenen Angaben kein Interesse, in den Industriestaaten-Kreis zurückzukehren. Ein Kreml-Sprecher wurde mit den Worten zitiert, das Land konzentriere sich auf andere Gesprächsformate.
Trumps Äußerungen gelten als brisant, da Russland nach der im Westen als völkerrechtswidrig erachteten Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 aus dem Kreis der damaligen G8 ausgestoßen wurde. Pikant ist der Vorschlag zudem, da Trumps Präsidentschaft durch Vorwürfe überschattet wird, es habe im Wahlkampf eine russische Einmischung zu seinen Gunsten gegeben. Ein Sonderermittler geht dem Verdacht nach, dass es 2016 geheime Absprachen zwischen Russland und Trumps Team gegeben haben soll. Der US-Präsident bestreitet dies.
Die Debatte um eine Rückkehr Russlands zur G7 dürfte die Atmosphäre auf dem Gipfel zusätzlich belasten: Trump warf dem Gastgeberland Kanada und der EU vor, mit hohen Zöllen und Handelsbarrieren amerikanische Bauern, Arbeiter und Firmen unfair zu behandeln. Falls sich daran nichts ändere, würden die USA mit härteren Maßnahmen nachlegen.