Reuters

Umstellung auf neue Abgastests wird für Volkswagen teuer

08.06.2018
um 18:11 Uhr

Hamburg (Reuters) - Volkswagen geht wegen der Umstellung auf die neuen Abgasmesszyklen von Verzögerungen bei der Produktion und Auslieferung von hunderttausenden Fahrzeugen aus.

"Wir rechnen im zweiten Halbjahr 2018 aufgrund der Einführung des neuen Prüfverfahrens WLTP im Volkswagen-Konzern mit einem Effekt von etwa 200.000 bis 250.000 Fahrzeugen, die wir später als ursprünglich geplant bauen werden", erklärten die Wolfsburger am Freitag. Man arbeite mit Hochdruck an weiteren Maßnahmen, um die Auswirkungen auf die Produktion so gering wie möglich zu halten. "Dennoch ist nicht auszuschließen, dass es zu temporären Produktionsengpässen kommen wird und es Auswirkungen auf unsere Auslieferungen gibt." Insgesamt bestätigte der Konzern jedoch die für 2018 gesteckten Ziele.

Zu den Kosten äußerte sich Volkswagen nicht. Der "Spiegel" berichtete vorab, für den Konzern bedeute die verspätete Auslieferung und die Tatsache, dass einige Neuwagen die Händler womöglich gar nicht erreichten, ein Milliardenrisiko. Dabei berief sich das Nachrichtenmagazin auf Aussagen aus Konzernkreisen, die mögliche Verluste gegenüber der ursprünglichen Produktions- und Verkaufsplanung auf eine mittlere sechsstellige Zahl an Fahrzeugen schätzten.

Volkswagen verwies darauf, dass das Risiko durch die neuen WLTP-Tests bereits ausdrücklich erwähnt und mögliche Auswirkungen im Geschäftsausblick 2018 berücksichtigt seien. "Finanzielle Auswirkungen (Working Capital) könnten sich durch eine Anhäufung von Lagerbeständen im ersten Halbjahr ergeben." Außerdem seien Auswirkungen durch zeitlich begrenzte Einschränkungen beim Modell-Mix möglich, da temporär eventuell nicht alle Varianten verfügbar seien.

Konzernchef Herbert Diess hatte die VW-Belegschaft am Donnerstag bereits auf Produktionsausfälle im dritte Quartal vorbereitet. Die Neuwagen sollten nach und nach ausgeliefert werden, sobald sie die neuen Tests durchlaufen hätten. Dennoch könnten viele Fahrzeuge nicht zu den Händlern rollen und müssen zwischengelagert werden, weil die Teststände nicht ausreichen. Damit die Stellplätze nicht überlaufen, will VW im Wolfsburger Stammwerk nach den Werksferien (7.-27.Juli) bis Ende September so genannte Schließtage einlegen, an denen die Produktion ruht. Wie diese Tage verteilt werden, soll in den nächsten Tagen mit dem Betriebsrat besprochen werden. In Wolfsburg rollen in Spitzenzeiten bis zu 4000 Fahrzeuge am Tag von den Produktionsbändern.

Mehrere Hersteller haben Probleme mit dem strengeren Abgastest, der ab 1. September gilt. Bei der Methode bei der Zulassung neuer Fahrzeuge wird der CO2-Ausstoß nicht mehr wie heute auf einem Prüfstand gemessen, sondern auch auf der Straße. Porsche hatte deshalb bereits über Verzögerungen im Verkauf berichtet. BMW bekräftigte indes, die Auswirkungen hielten sich in Grenzen. "Planmäßige Angebotsunterbrechungen beschränken sich auf wenige, volumenschwächere Modelle." Daher blieben auch die Absatzziele unberührt. Daimler erklärte, man erwarte durch die Umstellung auf WLTP und dem daraus resultierenden Mehraufwand bei der Zertifizierung keine signifikanten Produktionsausfälle.

Bayerische Motoren Werke AG

WKN 519000 ISIN DE0005190003

Mercedes-Benz Group AG

WKN 710000 ISIN DE0007100000

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039