Reuters

Börsen-Chef fürchtet "unlautere Mittel" der Briten beim Brexit

21.06.2018
um 16:21 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Börse hält im Kampf um Geschäft und Marktanteile beim Brexit auch "unlautere Mittel" Großbritanniens nicht für ausgeschlossen.

"Für London, für Großbritannien geht es ums Überleben. Glauben Sie nicht, dass da immer nur Fair Play gespielt wird", sagte Börsen-Chef Theodor Weimer am Donnerstag in Frankfurt. Die Institutionen der nach dem Brexit verbleibenden 27 EU-Staaten müssten deshalb im Sinne dieser Länder handeln. Er könne sich beispielsweise vorstellen, dass Großbritannien im Kampf um das Geschäftsmodell seines Finanzplatzes London auch gezielte Steuersenkungen einsetze.

Nicht zuletzt die Regulierung des Finanzmarktes könne ihren Teil dazu beitragen, dass der hiesige Finanzplatz vom Brexit profitiere, sagte Weimer, der Anfang des Jahres das Ruder bei der Deutschen Börse übernommen hat. "Wer glaubt, Regulatorik sei nur dazu da, schlimme Dinge zu verhindern, der ist naiv. Regulatorik ist auch dazu da, Wettbewerbsvorteile zu schaffen." Finanzwirtschaft und Politik müssten an einem Strang ziehen. "Es werden Märkte verteilt. Wir müssen den Finanzmarkt zu uns holen. Und wir müssen aufpassen, dass wir nicht im niedrig-margigen Geschäft landen und nicht zu einem Buchungszentrum verkümmern."

Besonders wichtig ist der Deutschen Börse, dass sie nach dem Brexit ein großes Kuchenstück vom sogenannten Euro-Clearing abbekommt. Dabei geht es um die Verarbeitung von milliardenschweren Deals mit auf Euro lautenden Zinsderivaten, die derzeit zum größten Teil von LCH Clearnet, einer Tochter der Londoner Börse LSE, abgewickelt wird. Die Politik wird in den nächsten Monaten entscheiden, wie diese Geschäfte nach dem Brexit beaufsichtigt werden und damit auch, ob London seine Vormachtstellung behalten wird. "Das Thema Clearing gehört nach Hessen", forderte Weimer. Zentrale Clearingstellen wie LCH Clearnet oder Eurex Clearing, die entsprechende Tochter der Deutschen Börse, sind zentral für das Finanzsystem und unterliegen deshalb seit der Finanzkrise einer strengen Aufsicht.

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