Reuters

Weltweiter Markt für Börsengänge schwächelt

27.06.2018
um 15:16 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Eintrübung der Konjunkturaussichten und die Furcht vor einem Handelskrieg haben auch bei Börsengängen ihre Spuren hinterlassen.

Das weltweite Emissionsvolumen sank im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent auf 45 Milliarden Dollar, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung EY (Ernst & Young) hervorgeht. Die Zahl der Börsengänge ging sogar um 26 Prozent auf 325 zurück. Besonders stark war der Rückgang in China: Die Zahl der Neuemissionen an den Börsen hat sich wegen gestiegener regulatorischer Anforderungen und langsamer Freigabeprozesse auf 63 von 143 mehr als halbiert, das Emissionsvolumen schrumpfte um 15 Prozent auf gut elf Milliarden Dollar.

Auch in Deutschland machte sich im zweiten Quartal Ernüchterung breit: Der Wissenschaftsverlag Springer Nature sagte im Mai seinen milliardenschweren Börsengang in letzter Minute ab, mehrere Unternehmen schafften es nur nach Zugeständnissen an die Investoren aufs Parkett. Das zweite Quartal war von relativ vielen kleinen Börsengängen gezeichnet, das Emissionsvolumen schrumpfte laut EY auf 1,03 Milliarden Dollar von knapp 1,8 Milliarden im Vorjahreszeitraum.

EXPERTE ERWARTET MEHR ALS 18 BÖRSENGÄNGE IN DEUTSCHLAND

Dank des starken Jahresauftakts mit den milliardenschweren Börsengängen der Siemens-Medizintechniktochter Siemens Healthineers und der Deutsche-Bank-Tochter DWS war es dennoch das beste Halbjahr für Börsengänge seit langem: "Bezogen auf die Zahl der Emissionen war das erste Halbjahr das stärkste seit 2007, bezogen auf das Emissionsvolumen sogar das stärkste seit dem Jahr 2000", sagte EY-Experte Martin Steinbach. Healthineers war mit einem Emissionsvolumen von 5,3 Milliarden Dollar sogar der größte Börsengang weltweit, gefolgt von der chinesischen Industrietochter des Apple-Zulieferers Foxconn mit 4,2 Milliarden.

Steinbach hält nach dem starken ersten Halbjahr in Deutschland auch mehr als die von ihm am Jahresanfang prognostizierten 18 Börsengänge für realistisch. "Die Zinsen sind weiter sehr niedrig und das Bewertungsniveau ist trotz des jüngsten Kursrückgangs hoch." Allerdings blieben die Risiken hoch, der Brexit und Handelskonflikte könnten immer wieder vorübergehend für Unruhe an den Märkten sorgen. Bislang haben es 13 Unternehmen aufs Parkett geschafft. Mit dem Batteriesystem-Hersteller Akasol soll am Freitag der nächste Neuling folgen, die Zeichnungsfrist endete am Mittwoch.

Apple Inc.

WKN 865985 ISIN US0378331005

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008

Siemens AG

WKN 723610 ISIN DE0007236101