Reuters

Airbus und Boeing liefern sich in Farnborough Wettlauf um Aufträge

16.07.2018
um 16:06 Uhr

Farnborough (Reuters) - Die Flugzeugbauer Airbus und Boeing haben ihren alljährlichen Wettlauf um Aufträge auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough eröffnet.

In den ersten Stunden der Messe sammelten die beiden Branchengrößen zusammen Orders und Vorbestellungen über mehr als 20 Milliarden Dollar ein. Die deutsch-französische Airbus unterzeichnete am Montag eine Absichtserklärung mit einer nicht genannten Flugzeug-Leasingfirma über 80 Kurzstreckenmaschinen vom Typ A320neo. Zum Listenpreis wären sie insgesamt 8,8 Milliarden Dollar wert. Die Deutsche Post bestellte 14 Boeing 777 in der Fracht-Variante im Wert von 4,7 Milliarden Dollar für ihre wachsende Express-Sparte DHL Express. Für sieben weitere Maschinen sicherte sich DHL eine Option.

Das Wettrennen dürfte noch bis zum kommenden Sonntag (22. Juli) dauern. Dann schließt die Luftfahrtmesse im Südwesten von London, in diesem Jahr die weltweit wichtigste, ihre Tore. Sie findet alle zwei Jahre statt, im Wechsel mit der Paris Air Show. Auf diesen Messen sammelt die Branche regelmäßig rund ein Viertel ihrer Aufträge ein. Boeing und Airbus wollen damit unter Beweis stellen, dass die Branche trotz der globalen Handelsstreitigkeiten und des Brexit rund läuft. Analysten machen sich Sorgen, dass der jahrelange Höhenflug der Flugzeug-Hersteller ein Ende finden könnte, wenn die Zinsen und die Ölpreise steigen.

Der geplante Ausstieg Großbritanniens aus der EU macht der Branche Sorgen. Die Hersteller fürchten, dass dadurch die Lieferkette über den Ärmelkanal unterbrochen werden könnte. Premierministerin Theresa May versuchte zu beschwichtigen: "Wir werden die Kontrolle über unsere Grenzen, unsere Gesetze und unser Geld wieder übernehmen", sagte sie bei der Eröffnung der Air Show. "Aber wir werden das in einer Weise machen, die gut für das Geschäft und unseren künftigen Wohlstand ist." Airbus baut in Großbritannien die Flügel für seine Flugzeuge.

Vor allem der Markt für Großraumflugzeuge ist unter Druck. Nur bei der Boeing 787 läuft es etwas besser, nachdem der US-Flugzeugbauer jahrelang mit Lieferverzögerungen und aus dem Ruder laufenden Kosten zu kämpfen hatte. Airbus unterzeichnete in diesem Segment eine Absichtserklärung über 17 A350-Maschinen mit der jungen taiwanischen Fluggesellschaft StarLux, die zu Listenpreisen rund sechs Milliarden Dollar kosten würden.

Der Verkaufschef von Airbus, Eric Schulz, zeigte Zuversicht, dass der Markt binnen 18 bis 24 Monaten wieder anziehen werde. "Man kann erklären, wieso jetzt eine neue Welle kommt." Nach einer Auftragsflut vor vier bis fünf Jahren habe der Markt eine kleine Pause eingelegt und gewartet, bis die Hersteller liefern konnten. "Ich glaube, das haben wir jetzt hinter uns."

Bei kleineren Flugzeugen ist die Branche massiv in Bewegung. Airbus hat sich die 110- bis 150-sitzige CSeries des kanadischen Rivalen Bombardier gesichert und in A220 umbenannt. Eine erste Order für das jahrelang schwer verkäufliche Flugzeug war in der vergangenen Woche eingegangen, in Farnborough wird die Bestätigung eines Großauftrags der neuen Fluggesellschaft Moxy erwartet. Boeing will sich im Gegenzug in dem Segment mit der brasilianischen Embraer zusammentun, wartet aber noch auf grünes Licht von den Regulierern. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand gegen dieses Projekt sein kann, angesichts des Nutzens, den das für Brasilien bringt", sagte Embraer-Chef Paulo Cesar de Souza e Silva in Farnborough.

Airbus SE

WKN 938914 ISIN NL0000235190

Boeing Co.

WKN 850471 ISIN US0970231058

BOMBARDIER INC.

WKN 866671 ISIN CA0977512007

Deutsche Post AG

WKN 555200 ISIN DE0005552004

MTU Aero Engines AG

WKN A0D9PT ISIN DE000A0D9PT0