Reuters

Vermögensverwaltung sorgt bei Deutscher Bank für lange Gesichter

25.07.2018
um 11:01 Uhr

- von Hans Seidenstuecker und Andreas Framke

Frankfurt (Reuters) - Maue Aussichten in der Vermögensverwaltung DWS: Wenige Monate nach dem Börsengang sorgt die bisherige Ertragsperle der Deutschen Bank bei dem gebeutelten Finanzkonzern für Ernüchterung.

Die Kunden zogen auch im zweiten Quartal Milliarden ab, die Margen schrumpfen und die DWS verabschiedet sich von ihren Zielen für das Neugeschäft. "Angesichts der Volatilität und der Stimmung am Kapitalmarkt ist es unwahrscheinlich, dass wir unser Jahresziel für 2018 beim Nettomittelaufkommen erreichen werden", sagte DWS-Finanzchefin Claire Peel am Mittwoch. "Wir halten jedoch an unseren mittelfristigen Zielen diesbezüglich fest."

Die Kunden zogen im zweiten Quartal netto 4,9 Milliarden Euro ab, nach 7,8 Milliarden Euro zum Jahresauftakt. Eigentlich wollte die Fondsgesellschaft auch dieses Jahr drei bis fünf Prozent mehr Geld einsammeln. Die Investoren seien wegen des Handelsstreits verunsichert, erläuterte die DWS. Dank Wechselkurseffekten und der Integration des Vermögensverwaltungsgeschäfts von Sal. Oppenheim steigerte die DWS die verwalteten Vermögen im zweiten Quartal gegenüber Ende März um 22 Milliarden auf 687 Milliarden Euro. Die Margen bleiben wegen des harten Konkurrenzkampfes und der Beliebtheit von Indexfonds (ETFs) unter Druck.

Wie die Mutter Deutsche Bank reagiert auch die Tochter mit einem Sparkurs. Die DWS sei auf einem guten Weg, bereits in diesem Jahr 20 bis 30 Prozent ihres mittelfristigen Einsparziels von 125 bis 150 Millionen Euro zu erreichen. Unter anderem dank Einsparungen steigerte die DWS den bereinigten Vorsteuergewinn gegenüber dem ersten Quartal um sieben Prozent auf 149 Millionen Euro. Die bereinigten Erträge legten um drei Prozent auf 576 Millionen Euro zu.

AKTIEN UNTER DRUCK

An der Börse kamen die Quartalszahlen nicht gut an, das inzwischen in den Kleinwerteindex SDax aufgenommene Papier gab um rund 2,5 Prozent nach. Die Aktie notiert mit 26,85 Euro deutlich unter dem Ausgabepreis beim Börsengang von 32,50 Euro. Auch die im Dax notierte Deutsche-Bank-Aktie musste Federn lassen. Anfang vergangener Woche, als das größte deutsche Geldhaus überraschend gute vorläufige Quartalszahlen vorgelegt hatte, war der Kurs des schwer gebeutelten Papiers noch in die Höhe geschossen.

Mit den endgültigen und vollständigen Zahlen vermochte die Bank die Investoren nicht mehr zu begeistern: Wie bereits bekannt machte das Institut im zweiten Quartal unter dem Strich 401 Millionen Euro Gewinn - 14 Prozent weniger als im Vorjahr, aber deutlich mehr als Analysten erwartet hatten. Vor Steuern stand ein Ergebnis von 711 Millionen Euro zu Buche. Der seit bald 100 Tagen amtierende neue Chef Christian Sewing äußerte sich zufrieden: "Im zweiten Quartal haben wir den Umbau unserer Bank erheblich beschleunigt und gleichzeitig unter Beweis stellen können, wie stabil unser Geschäft weltweit ist." Für das Gesamtjahr rechnet er weiter mit insgesamt stabilen Erträgen: 2017 hatte das Geldhaus das dritte Verlustjahr in Folge hinnehmen müssen.

Die Baustellen blieben im zweiten Quartal die selben wie zuletzt: In der einstigen Paradedisziplin, dem Anleihenhandel, gingen die Erträge im Frühjahr um 17 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zurück. Im Aktiengeschäft, das Sewing massiv eindampft, waren die Erträge zwischen April und Juni sechs Prozent niedriger und betrugen rund eine halbe Milliarde Euro. Finanzchef James von Moltke sagte, der geplante Abbau eines Viertels der Job im Aktienhandel sei "weitgehend abgeschlossen".

ZIEL: GLOBAL NUMMER VIER

Sewing erklärte, er gehe davon aus, dass sein Institut im Handel mit Anleihen und Währungen gemessen an den Erträgen global die Nummer vier bleiben wird. Vorne liegen die großen Wall-Street-Häuser wie JP Morgan oder Goldman Sachs, die den Deutschen zuletzt mit großen Schritten enteilt waren. Im Privatkundengeschäft, in dem Sewing im zweiten Quartal den Abschluss der Vollintegration der Postbank in den Konzern melden konnte, beliefen sich die Erträge im zweiten Quartal auf rund 2,5 Milliarden Euro - ein Minus von einem Prozent.

Unter dem Strich scheint Sewing beim Umbau des Konzerns, dem er nach seiner überraschenden Berufung auf den Chefsessel als Ersatz für John Cryan eine Rosskur verordnet hat, voranzukommen. Die Zahl der Jobs sinkt wie geplant und soll Ende kommenden Jahres bei deutlich unter 90.000 weltweit liegen. Die Kosten dafür sind offenbar niedriger als befürchtet. Finanzchef von Moltke sagte, sie könnten in diesem Jahr unter den kalkulierten 800 Millionen Euro liegen.

Die Bank hat ein Horrorquartal hinter sich: Nach dem überraschenden Chefwechsel kappte die Ratingagentur Standard & Poor's ihre Einstufung der Bonität des Instituts und die Bank fiel als einziges Institut beim US-Stresstest durch. Doch trotz erster Fortschritte von Sewing & Co. könnte der Bank bald neues Ungemach drohen. Denn nach dem massiven Einbruch des Aktienkurses - seit Jahresbeginn mehr als 30 Prozent - besteht die Gefahr, dass das Papier im Spätsommer aus dem europäischen Leitindex Euro-Stoxx-50 fällt. Dann müssten sich viele Fonds von der Aktie trennen.

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008

JPMorgan Chase & Co.

WKN 850628 ISIN US46625H1005

The Goldman Sachs Group Inc.

WKN 920332 ISIN US38141G1040