Reuters

Versicherer Talanx muss in der Feuerversicherung löschen

13.08.2018
um 10:36 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Deutschlands drittgrößter Versicherungskonzern Talanx muss sein Geschäft mit Feuerversicherungen für große Industrie-Unternehmen sanieren.

Dieser Teil des Geschäfts, in dem Talanx in Deutschland traditionell einen hohen Marktanteil hat, sei stark defizitär, sagte Vorstandschef Torsten Leue am Montag in Hannover. "Das ist kein Einzelproblem." Der Branchenverband GDV schätzt, dass die Branche in der Industrie-Sachversicherung im laufenden Jahr im Schnitt mit jedem Euro Beitrag 15 Cent Verlust erwirtschaftet. Einige Unternehmen haben sich laut Leue aus diesem Markt schon zurückgezogen. Die steigenden Schäden lägen vor allem an der Globalisierung, wodurch Brände in einer Fabrik etwa zu Produktionsstopps bei immer mehr Lieferanten führten.

Talanx will die Feuer-Sparte, die für rund ein Fünftel der Beiträge im Industriegeschäft steht, mit Preiserhöhungen bis 2020 wieder profitabel machen. "Dazu gehört auch die Reduzierung von Anteilen und die Aufgabe von Geschäft", machte der zuständige Vorstand Christian Hinsch klar. Die Prämien sollen bei den betroffenen Unternehmen binnen 18 Monaten um 20 Prozent erhöht werden. "Rund ein Drittel der notwendigen Preiserhöhungen sind zur Jahresmitte bereits umgesetzt", sagte Leue. Im ersten Halbjahr lag die Schaden-Kosten-Quote in der Feuerversicherung bei 119 Prozent, in der Industrieversicherung schrieb Talanx 28 Millionen Euro Verlust.

Dennoch sieht sich der Versicherer auf Kurs, die geplanten 850 Millionen Euro Gewinn in diesem Jahr zu schaffen - obwohl der Rückversicherungs-Tochter Hannover Rück mehr als 300 Millionen Euro Sonderbelastungen durch den Teilrückzug aus den USA drohen. So lange Hannover Rück an seinem Plan eines Milliardengewinns festhalte, stehe auch Talanx zu seinem Ziel und dazu, die Dividende mindestens auf dem Vorjahresniveau von 1,40 Euro je Aktie zu halten. Im ersten Halbjahr lag der Gewinn unter dem Strich wegen Steuereffekten mit 437 Millionen Euro um sechs Prozent unter Vorjahr. Die gebuchten Bruttoprämien stiegen um sieben Prozent auf 18,8 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr sollen sie um mindestens fünf Prozent wachsen.

Die Sanierung des deutschen Privatkunden-Geschäfts greife früher als geplant, sagte Leue. Den Währungsverfall in der Türkei, einem der wichtigsten Auslandsmärkte für Talanx, sieht Finanzvorstand Immo Querner gelassen. Die Ergebnisauswirkung sei marginal, und die Lage gebe dem Konzern womöglich sogar die Chance, dort weitere Versicherer zu günstigen Konditionen zu erwerben. "Wir beobachten die Entwicklung aufmerksam."

Hannover Rück SE

WKN 840221 ISIN DE0008402215

Talanx AG

WKN TLX100 ISIN DE000TLX1005