Reuters

Commerzbank muss Platz im Dax für Wirecard räumen

06.09.2018
um 07:31 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Es ist besiegelt: Die Commerzbank steigt aus der ersten Börsenliga ab.

Das Dax-Gründungsmitglied muss den deutschen Leitindex am 24. September verlassen und wird dann durch den Zahlungsabwickler Wirecard ersetzt, wie die Deutsche Börse am Mittwoch mitteilte. Die Entscheidung hatte sich schon seit Wochen abgezeichnet: An der Börse ist Wirecard mit über 24 Milliarden Euro mehr als doppelt so viel wert wie die Commerzbank, die künftig im Nebenwerte-Index MDax gelistet wird. Auch die Deutsche Bank hat das vor 19 Jahren gegründete Unternehmen überholt.

Die bislang im Technologie-Index TecDax notierte Wirecard aus Aschheim bei München profitiert davon, dass immer mehr Menschen online einkaufen oder an der Supermarkt-Kasse mit ihrem Smartphone bezahlen. Das Geschäft brummt, die Aktie eilt von einem Rekordhoch zum nächsten. Allein seit Jahresbeginn hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt.

Der Commerzbank werfen Experten dagegen vor, sie habe den Digitalisierungs-Trend verschlafen, die Erträge sind wegen des harten Konkurrenzkampfs und der niedrigen Zinsen unter Druck, tausende Jobs werden gestrichen. Seit Jahresbeginn hat die Aktie ein Drittel verloren, an der Börse ist die Commerzbank nur noch gut zehn Milliarden Euro wert.

Durch den Abstieg aus dem Leitindex verliert die Commerzbank insbesondere bei internationalen Investoren an Aufmerksamkeit. Investmentfonds, die den Dax abbilden, müssen die Commerzbank-Aktien verkaufen und gleichzeitig Wirecard-Papiere erwerben. Commerzbank-Chef Martin Zielke zeigte sich dennoch betont gelassen. "Natürlich ist es nicht schön, dass wir als Gründungsmitglied den Leitindex verlassen müssen. Für unsere Kunden und unser Geschäft aber ändert sich nichts", erklärte Zielke. "Es ist momentan einfach so, dass der Markt Fintechs höher bewertet als traditionelle Banken." Diese Entwicklung sporne die Commerzbank an, den Wandel zum digitalen Technologieunternehmen voranzutreiben.

Im Dax sind künftig aus der Finanzbranche die Deutsche Bank als klassisches Geldhaus, die Allianz als Versicherungskonzern, die Deutsche Börse als Börsen-Betreiber, die Münchener Rück als Rückversicherer und Wirecard als Zahlungsdienstleister dabei.

GROSSES STÜHLERÜCKEN IN NEBENWERTE-INDIZES

Parallel zur Entscheidung über die künftige Aufstellung des Dax veröffentlichte die Deutsche Börse die endgültige Zusammensetzung der neu geordneten Indizes unterhalb des Dax. Durch die größte Reform der deutschen Aktienmarkt-Landschaft seit Jahren wird der Nebenwerte-Index MDax um zehn auf 60 und der Kleinwerte-Index SDax um 20 auf 70 Mitglieder erweitert. Der Technologie-Index TecDax wird zu einem Zweitnotierungsindex für die Technologiewerte aus Dax, MDax und SDax heruntergestuft.

Aus dem MDax steigen die Elektronikhandelskette Ceconomy, der Autozulieferer Leoni, der Gabelstaplerbauer Jungheinrich, das Werbe- und Medienunternehmen Ströer sowie der Versicherer Talanx ab. Sie gehören künftig dem SDax an.

Auch diese Veränderungen werden zum 24. September wirksam. Zu diesem Termin muss außerdem die Deutsche Bank aus dem EuroStoxx50, dem Index für die wichtigsten Börsenwerte der Euro-Zone, absteigen.

Commerzbank AG

WKN CBK100 ISIN DE000CBK1001

Deutsche Börse AG

WKN 581005 ISIN DE0005810055

Jungheinrich AG

WKN 621993 ISIN DE0006219934

Leoni AG

WKN 540888 ISIN DE0005408884

Talanx AG

WKN TLX100 ISIN DE000TLX1005

Wirecard AG

WKN 747206 ISIN DE0007472060