Seoul/Wolfsburg (Reuters) - In der Affäre um Abgasmanipulationen bei Volkswagen droht dem Konzern neues Ungemach.
In den USA nehmen die Behörden den Autobauer stärker in die Zange. Das Justizministerium in Washington leitete strafrechtliche Ermittlungen ein, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen in den Vereinigten Staaten meldete. Zudem plant nach Angaben von Abgeordneten ein Ausschuss des US-Repräsentantenhauses eine Anhörung zur VW-Affäre in den kommenden Wochen.
In Südkorea kündigte das Umweltministerium am Dienstag an, den Schadstoffausstoß von Diesel-Fahrzeugen der Marken VW und Audi zu untersuchen. "Sollten die südkoreanischen Behörden Probleme in den VW-Diesel-Wagen finden, könnte die Untersuchung auf alle deutschen Diesel-Wagen ausgeweitet werden", sagte ein Ministeriumsvertreter.
VW drohen in den USA Milliarden-Strafzahlungen. Das Unternehmen hatte eingeräumt, dort bei Diesel-Fahrzeugen Software zur Manipulation von Abgasnormen eingebaut zu haben.
In Deutschland lässt Verkehrsminister Alexander Dobrindt sämtliche Diesel-Modelle des Autobauers auf dem deutschen Markt überprüfen. "VW hat mir versichert, dass alle aktuellen Neufahrzeuge frei von unzulässiger Beeinflussung durch Software oder anderen Veränderungen sind, und die Autos den Zulassungsbedingungen entsprechen", sagte der CSU-Politiker der "Bild"-Zeitung (Dienstagausgabe) nach einem Treffen mit VW-Chef Martin Winterkorn. Zugleich forderte Dobrindt vom Management ein entschlossenes Krisenmanagement. "VW muss jetzt als erstes das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen, das heißt: vollumfängliche Aufklärung und Transparenz verbunden mit einem Signal, wie man möglichen Schaden beheben will", sagte er.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnte vor schmerzhaften Folgen für das Unternehmen und die deutsche Exportwirtschaft. "Der Imageschaden wird VW nicht nur in den USA, sondern auch global teuer zu stehen kommen", sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher derselben Zeitung. "Damit werden auch Jobs bei VW und vielen Zulieferern in Deutschland gefährdet sein."
UNRUHE IN WOLFSBURG
Volkswagens US-Chef Michael Horn sagte auf einer Veranstaltung in New York, das Unternehmen habe es "komplett vermasselt". Er gelobte aber Besserung und äußerte sich zuversichtlich, dass VW das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen könne.
Am Konzernsitz in Wolfsburg ist die Stimmung unter den Beschäftigten angespannt. "Wer weiß, ob der Konzern auch in Deutschland gemogelt hat", sagte ein Mitarbeiter aus der Instandhaltung am späten Montagabend. Einige in der Belegschaft fürchten, dass möglich Strafzahlungen auf die Mitarbeiter abgewälzt werden könnten und Bonuszahlungen gestrichen werden. Bisher habe die Geschäftsführung noch nicht mit der Belegschaft gesprochen, berichteten Werkarbeiter nach ihrer Schicht.
Zugleich sprachen sich VW-Beschäftigte gegen einen Rücktritt Winterkorns aus. "Er hat sich immer für die deutschen Standorte eingesetzt und mehrmals unsere Arbeitsplätze gerettet", sagte ein Karosseriebauer kurz vor Beginn seiner Schicht. "Winterkorn ist ein Sympathieträger", ergänzte ein Kollege.