Reuters

Novartis baut Bereich Nuklearmedizin mit Zukauf aus

18.10.2018
um 14:16 Uhr

Zürich (Reuters) - Novartis übernimmt die US-Biotech-Firma Endocyte und unterstreicht damit seinen Kurswechsel hin zu neuartigen Behandlungsansätzen.

2,1 Milliarden Dollar legt der Arzneimittelhersteller aus Basel für das Unternehmen aus West Lafayette im US-Bundesstaat Indiana auf den Tisch, das eine nuklearmedizinische Therapie zur Behandlung von Prostatakrebs entwickelt. Novartis-Chef Vasant Narasimhan traut dem Wirkstoff mehr als eine Milliarde Dollar Jahresumsatz zu, wie er am Donnerstag sagte. Auf den Markt kommen soll die Arznei im Jahr 2021. Auch für den Verlauf der übrigen Geschäfte gab sich Novartis optimistisch und erhöhte die Umsatzprognose für das laufende Jahr.

Narasimhan, der seit Februar an der Novartis-Spitze steht, richtet den Konzern im Eiltempo neu aus. Er setzt auf spezialisierte, auf Patienten abgestimmte Arzneien und neue Behandlungsansätze. Aus dem Portfolio gekippt werden dagegen althergebrachte, weit verbreitete Therapieformen. "Ich bin auf der Suche nach Akquisitionen, die unsere therapeutischen Schlüsselbereiche stärken oder die uns helfen, folgende drei Plattformen aufzubauen: Zelltherapie, Gentherapie und Radioligand-Therapie", erklärte der Amerikaner. Als Ligand werden in der Biochemie Stoffe bezeichnet, die an ein Zielprotein andocken können.

Im April bezahlte Novartis für den Gentherapie-Spezialisten AveXis aus den USA 8,7 Milliarden Dollar. Vor einem Jahr - Narasimhan war damals bereits designierter Novartis-CEO - erwarb der Konzern für 3,9 Milliarden Dollar die französische Firma Advanced Accelerator Applications, ein auf Radiopharmazeutika und -diagnostika spezialisierter Hersteller von Krebsarzneien. Hingegen trennen sich die Schweizer von der Augenheilsparte Alcon, haben sich aus dem Geschäft mit rezeptfreien Arzneien zurückgezogen sowie ein US-Generika-Portfolio und experimentelle Antibiotika verkauft.

2018 WINKT MEHR UMSATZ ALS BISLANG ERWARTET

Im laufenden Jahr traut sich Novartis in erster Linie dank der anziehenden Nachfrage nach neuen Arzneien wie dem Herzmedikament Entresto oder Cosentyx gegen Schuppenflechte etwas mehr Umsatzwachstum zu. Die Verkaufserlöse sollen unter Ausschluss von Wechselkurseffekten um einen mittleren statt um einen niedrigen bis mittleren Prozentbetrag steigen. An der Gewinnprognose hält Novartis fest: Das um Sonderfaktoren bereinigte operative Ergebnis soll um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentbetrag wachsen.

Im dritten Quartal zogen die Verkaufserlöse währungsbereinigt um sechs Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar an. Der bereinigte Betriebsgewinn stieg um neun Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar. Unter dem Strich verdiente Novartis von Juli bis September mit 1,6 Milliarden Dollar Gewinn allerdings 22 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum - vor allem, weil der Gewinnbeitrag des ehemaligen Gemeinschaftsunternehmens mit GlaxoSmithKline für rezeptfreie Medikament wegfiel.

Mit neuen Arzneien wie Entresto, Cosentyx und der jüngst auf den Markt gekommenen Gen-Krebstherapie Kymriah will Novartis sinkende Umsätze bei anderen Medikamenten durch das Auslaufen des Patentschutzes kompensieren. Narasimhan will den Konzern auch rentabler machen - nicht zuletzt durch einen großangelegten Stellenabbau.

Bei den Anlegern kam der Zukauf und die angehobene Umsatzprognose gut an. Die Novartis-Aktien stiegen um 1,5 Prozent.

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