Reuters

BDI-Papier - Firmen sollten Abhängigkeit von China reduzieren

31.10.2018
um 12:21 Uhr

- von Noah Barkin

Berlin (Reuters) - Die deutsche Industrie plädiert für eine neue Strategie im Umgang mit dem wichtigen Handelspartner und Konkurrenten China.

Der Verband BDI ruft die Unternehmen dazu auf, ihre Abhängigkeit vom chinesischen Markt zu verringern. "Die Chancen des wirtschaftlichen Austausches mit China gilt es zu nutzen. Die Risiken, vor die uns China stellt, dürfen dabei aber nicht ausgeblendet werden", heißt es im Entwurf für ein Grundsatzpapier des Bundesverbands Deutsche Industrie (BDI), der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Das rund 25-seitige Papier, das wahrscheinlich nicht vor Januar veröffentlicht wird, unterstreicht die zunehmende Sorge von Wirtschaft und Politik im Umgang mit China.

Unter dem Titel "Partner und systemischer Wettbewerber – Wie gehen wir mit Chinas staatlich gelenkter Volkswirtschaft um?" argumentiert der BDI, dass eine echte Öffnung des chinesischen Marktes wahrscheinlich nie stattfinden wird. Problematisch sei auch die Kontrolle der kommunistischen Partei über alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft. "Zwischen unserem Modell der offenen Marktwirtschaft und Chinas staatlich gelenkter Wirtschaft besteht ein Systemwettbewerb." Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland und Europa bräuchten eine breite öffentliche Debatte über diese Herausforderung.

"BESTEHENDE ABHÄNGIGKEIT MINIMIEREN"

Zum einen unterstreicht der BDI, wie wichtig China für deutsche Firmen ist. "China bleibt auf absehbare Zeit ein dynamisch wachsender Markt, Treiber in der Weltwirtschaft und für die deutsche Industrie wesentlicher Absatz- und Beschaffungsmarkt." Zum anderen unternimmt die Lobbygruppe der Industrie aber den ungewöhnlichen Schritt und fordert von den Betrieben, ihre Präsenz und ihr Engagement zu überdenken. "Trotz der starken Anziehungskraft des chinesischen Marktes wird es für Unternehmen jedoch immer wichtiger, die Risiken eines Engagements in China genau zu untersuchen." Es gehe darum, "bestehende Abhängigkeit gegebenenfalls durch eine Diversifizierung von Lieferketten, Produktionsstandorten und Absatzmärkten zu minimieren".

Der Aufruf kommt in Zeiten eines sich verschärfenden Handelskonflikts zwischen den USA und China, die zu den wichtigsten Handelspartner Deutschlands gehören. Der bilaterale Handel zwischen Deutschland und China erreichte 2017 den Rekordwert von rund 188 Milliarden Euro. Vor allem die hiesigen Autohersteller Volkswagen, Daimler und BMW sind stark vom schnell wachsenden chinesischen Markt abhängig.

Das BDI-Papier fordert eine engere Abstimmung der China-Strategie innerhalb der Bundesregierung, zwischen den europäischen Staaten und zwischen der EU und gleichgesinnten Partnern, einschließlich den USA. "Den wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen durch China ist kein EU-Mitgliedstaat alleine gewachsen." Antworten könne nur ein starkes Europa geben, "das mit einer Stimme spricht". Der BDI fordert die EU zudem auf, eine ehrgeizige Industriestrategie für 2030 zu entwickeln, die dem Pekinger Plan "Made in China 2025" entspricht.

Bayerische Motoren Werke AG

WKN 519000 ISIN DE0005190003

Mercedes-Benz Group AG

WKN 710000 ISIN DE0007100000

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039