Reuters

Deutsche Autokonzerne möglicherweise bald in Washington

30.11.2018
um 08:06 Uhr

- von Jan Schwartz und Andrea Shalal

Hamburg (Reuters) - Die Pläne für ein baldiges Treffen der deutschen Autobauer mit der US-Regierung werden konkreter.

Insidern zufolge hat die US-Regierung die Chefs von Volkswagen, Daimler und BMW für nächste Woche nach Washington eingeladen. Das Gesprächsangebot komme vom US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, sagte einer der Eingeweihten zu Reuters am Donnerstag. Die Sprecherin der US-Botschaft in Berlin, Christina Higgins, sagte, der Termin sei von den Automobilherstellern vorgeschlagen worden, stehe aber bisher noch nicht fest. Ein Vertreter eines der Autobauer sagte in Washington, die deutschen Autobosse würden am Dienstag im Weißen Haus erwartet. Den deutschen Herstellern drohen hohe Strafzölle der US-Regierung auf ihre Autoexporte in die USA.

Offiziell wollte sich keiner der drei Konzerne äußern. Einer der Insider mit Kenntnis der Gespräche sagte Reuters, der genaue Termin stehe noch nicht fest. "Darüber gibt es nach wie vor Diskussionen." Zwei weitere Insider bestätigten dies. Aus Kreisen von zwei Unternehmen hieß es, der für Dienstag geplante Auto-Gipfel des "Handelsblatt" in Wolfsburg stehe auf der Kippe. An dem Tag stehen die Chefs von VW, Daimler und BMW, Herbert Diess, Dieter Zetsche und Harald Krüger als Teilnehmer auf dem Programm. Die Zeitung erklärte dagegen, dass der Auto-Gipfel stattfinde.

Das "Handelsblatt" berichtete, Volkswagen und Daimler wollten mit den Vorstandschefs Diess und Zetsche an dem Termin in Washington teilnehmen. Unklar war einem der Insider zufolge noch, wer für BMW dorthin reisen wird. Die Bundesregierung sei über den Termin informiert. An dem Treffen sollten der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer und Wirtschaftsminister Wilbur Ross teilnehmen. US-Präsident Donald Trump droht der EU mit Strafzöllen von bis zu 25 Prozent auf Autoexporte in die USA.

Die Verhandlungshoheit über Zölle liegt allerdings nicht bei den Konzernen, sondern bei der EU-Kommission. Deswegen gilt der Termin politisch hochsensibel. Zudem findet am Wochenende in Buenos Aires der G20-Gipfel statt, an dem es auch um den von Trump angezettelten Handelskonflikt mit China gehen dürfte.

LANGES HIN UND HER

Die Autobosse hatten sich Branchenkreisen zufolge bereits vergangene Woche offen für ein Gespräch mit der US-Regierung in Washington gezeigt, um einer Einigung im Handelsstreit näherzukommen. Die Vorstandschefs von Daimler, BMW und Volkswagen würden sich einer Einladung aus dem Weißen Haus nicht entziehen, hatten mehrere Eingeweihte Reuters gesagt. Eine formale Einladung für ein solches Treffen lag da allerdings noch nicht vor, wie es aus den Unternehmen in Stuttgart, München und Wolfsburg hieß.

Trump nimmt unter dem Eindruck der Pläne von General Motors (GM) zum Abbau Tausender Stellen in den USA zunehmend die gesamte Autoindustrie ins Visier und verschärft dabei auch den Handelsstreit. Der Republikaner hat wiederholt vor seinen Anhängern eine angebliche Ungleichbehandlung der USA angeprangert und im Wahlkampf versprochen, Amerika 'wieder groß' zu machen. Derzeit erheben die USA auf Pkw Zölle in Höhe von 2,5 Prozent, die EU von zehn Prozent. Die Zölle auf die in den USA besonders beliebten Pick-ups mit offener Ladefläche und auf Lkw liegen bei bis zu 25 Prozent, in der EU bei bis zu 22 Prozent.

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