Reuters

Covestro, Schaeffler & Co schleppen sich an die Börse

28.09.2015
um 15:51 Uhr

- von Arno Schuetze und Kathrin Jones

Frankfurt (Reuters) - Die größten Börsengänge des Jahres werden zur Zitterpartie.

Für die Bayer-Kunststoffsparte Covestro haben sich auch zu Wochenbeginn noch nicht genug Anleger gefunden, um das Orderbuch mindestens ein Mal zu füllen, wie mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters am Montag sagten. Der Autozulieferer Schaeffler verschiebt Insidern zufolge die Bekanntgabe der Preisspanne, und die Container-Reederei Hapag-Lloyd plant statt einer Milliardentransaktion nur ein Mini-IPO.

Eigentlich sollte Covestro mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro der größte Börsengang in Deutschland seit dem Boom-Jahr 2000 werden, die Erstnotiz ist für diesen Freitag geplant. Doch die Vermarktung erweist sich als schwieriger als gedacht. "Der Deal wird möglicherweise erst im letzten Moment unter Dach und Fach gebracht," sagte ein beteiligter Banker. Andere Börsenkandidaten planen von Anfang an vorsichtiger: So gab Hapag-Lloyd nun zwar offiziell den Startschuss für den Gang aufs Parkett. Der Börsengang fällt aber eine Nummer kleiner aus als erwartet, von einer milliardenschweren Platzierung ist längst keine Rede mehr - es sollen nur noch etwa 500 Millionen Dollar (etwa 450 Millionen Euro) werden.

Zu groß ist die Unsicherheit. Der Leitindex Dax verlor allein in der vergangenen Woche mehr als zwei Prozent, weil "Dieselgate", der Abgasskandal bei VW, auch andere Autobauer stark belastete. Dabei hatten die weltweiten Aktienmärkte gerade erst Sorgen um eine Konjunkturabschwächung in China verdaut. Der Volatilitätsindex VDax, der das Auf und Ab misst, liegt derzeit bei über 31 Punkten. Werte über 20 bereiten Investmentbankern Kopfzerbrechen.

Trotzdem drängen derzeit gleich fünf Schwergewichte quasi parallel an die Börse, denn schon Ende Oktober schließt sich das enge Zeitfenster wieder. Neben Covestro und Hapag-Lloyd[ID:nL5N11Y0Y7] sind das die Online-Kleinanzeigenbörse Scout24, die ihr Debüt am Donnerstag feiern will, Schaeffler am kommenden Montag und der Yton-Hersteller Xella in der zweiten Oktoberhälfte. Alle Notierungen sind mindestens eine halbe Milliarde Euro schwer.

Klaus Fröhlich, der bei Morgan Stanley das Kapitalmarktgeschäft für Deutschland und Österreich leitet, ist im Grundsatz optimistisch gestimmt: Eigentlich seien die Börsenkandidaten fast alle so stark aufgestellt, dass das Makro-Umfeld nur bedingt eine Auswirkung auf den Geschäftsverlauf haben dürfte. "Aber natürlich hätte man sich ein etwas besseres Börsenklima gewünscht", sagte Fröhlich.

"DEN PERFEKTEN ZEITPUNKT ERWISCHT MAN NIE"

Richtig planmäßig läuft im Moment nur Scout24: Insidern zufolge wird das Unternehmen in Kürze eine verengte Preisspanne und die genaue Zahl der Aktien bekanntgeben. Schaeffler dagegen geht auf Nummer sicher - und will die Preisspanne erst in der zweiten Wochenhälfte mitteilen. Ursprünglich war das zu Wochenbeginn geplant. "Wir haben vergangene Woche zwei Tage verloren, weil Investoren nur Fragen zu VW stellten", berichtete eine mit dem Börsengang vertraute Person.

Die weltweit viertgrößte Containerreederei Hapag-Lloyd, die ihre mit Spannung erwarteten Pläne am Montag publik machte, gibt sich gelassen. "Den perfekten Zeitpunkt für einen Börsengang erwischt man nie", sagte Hapag-Chef Rolf Habben Jansen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Für uns waren drei Gründe ausschlaggebend: Wir brauchen das Geld für weiteres Wachstum, unser operatives Geschäft hat sich gut entwickelt und wir haben die Unterstützung unserer Gesellschafter."

Bei Hapag-Lloyd liegt Finanzkreisen zufolge weiter eine Gesamtbewertung für das Unternehmen von fünf Milliarden Euro zugrunde. Damit dürften sich nach dem Börsengang nur etwa zehn Prozent der Aktien im Streubesitz befinden. 400 Millionen Dollar will Hapag aus dem Verkauf neuer Aktien an institutionelle Investoren und Privatanleger einsammeln. Die Alteigner verhalten sich unterschiedlich: Die Ankerinvestoren Kühne und Compania Sud Americana de Vapores (CSAV) ziehen mit und zeichnen jeweils Aktien im Wert von 50 Millionen Dollar, um ihren Anteil nicht verwässern zu lassen. Der Touristikkonzern TUI behält sich dagegen den Verkauf von Aktien vor. Auch hier berichten Banker: "Vorsicht war die Devise." Die Hapag-Eigner hätten vermeiden wollen, dass sie mehr Aktien anbieten als sie bei den Investoren losschlagen können. Der letzte Anlauf von Hapag an die Börse war 2011 auf Eis gelegt worden - nach der Explosion des Atomreaktors im japanischen Fukushima.

Bayer AG

WKN BAY001 ISIN DE000BAY0017

Kühne & Nagel International AG

WKN A0JLZL ISIN CH0025238863

Mediaset S.p.A.

WKN 901402 ISIN IT0001063210
Mediaset S.p.A. Chart
Mediaset S.p.A. Chart

Morgan Stanley Inc.

WKN 885836 ISIN US6174464486
Morgan Stanley Inc. Chart
Morgan Stanley Inc. Chart

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039