Tokio (Reuters) - Der in Japan verhaftete Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn hat bei der ersten Anhörung vor Gericht alle Vorwürfe gegen ihn mit deutlichen Worten bestritten.
"Ich bin zu Unrecht angeklagt und ungerechterweise verhaftet worden", sagte der Auto-Manager am Dienstag laut vorbereiteten Äußerungen, die Reuters einsehen konnte, vor dem zuständigen Bezirksgericht in Tokio. Die Anschuldigungen gegen ihn seien allesamt unbegründet. Er habe - anders als von der Staatsanwaltschaft dargestellt - von Nissan nie Bezüge erhalten, die nicht auch öffentlich gemacht worden seien.
Der 64-Jährige wurde Mitte November verhaftet. Er wird beschuldigt, jahrelang sein Einkommen unvollständig angegeben zu haben. Ihm droht deswegen eine jahrelange Gefängnisstrafe.
Der in Brasilien geborene Franzose mit libanesischen Wurzeln hat die Anhörung über seine Anwälte selbst beantragt. Es ist sein erster öffentlicher Auftritt seit der Festnahme. Ghosn, der Nissan einst vor der Pleite bewahrte, wirkte dabei dünner als zuletzt und betrat das Gerichtsgebäude in Handschellen. Er trug einen Anzug, aber keine Krawatte.
Der Vorsitzende Richter Yuichi Tada sagte, Ghosn sei im Gefängnis, weil Fluchtgefahr bestehe. Außerdem könnte er sonst Beweismittel vernichten. Nissan teilte mit, eine interne Untersuchung habe substanzielle und überzeugende Belege hervorgebracht, die ein Fehlverhalten von Ghosn zeigten.
Seit seiner Festnahme wankt die Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi. Ghosn war jahrelang die treibende Kraft hinter dem Auto-Bündnis. Während er nach seiner Verhaftung bei Nissan und Mitsubishi seiner Ämter enthoben wurde, muss er seinen Chefposten bei Renault bisher nur ruhen lassen.